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Man konnte aus genau vier Blickwinkeln in die Voliere.
Die leuchtenden Blusen standen in keinem Verhältnis zum
Desinteresse des Vogels. Die Reibung im Vorbeigehen war ihm wohl
mehr als die Felle der anderen. Die Polsterungen im Schulterbereich.
Es war ein Netz über ihren Körper gespannt, das sich später
als transparent erwies.

Sollte sich da etwa Fett einnisten zwischen den Streifen,
die abstrahierten Rippen glichen auf dieser Kleidung? Oder
sollte der Vogel doch einen Versuch unternehmen, seine Flügel
auszubreiten wie die erotischen Blätter der Orchideen?

Das waren Fragen, die in keinem Raum Platz hatten. Oder vielleicht
in einem, der keine Möbel oder anderes Inventar beherbergte,
der allein durch die Lichtverhältnisse an jede seiner Wände
ein anderes Weiß werfen würde, wenn man ihn ließe.
Also kein Weiß, sondern ein helles Blau.
Also eigentlich gar kein Weiß.

Claudia Gabler   22.11.2006

Claudia Gabler
Lyrik