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Stefan Heuer

Firnis

In einem Zug

Kurzkritik
  Stefan Heuer
Firnis
Roman
Verlagshaus J. Frank 2010
EUR 24,90


Es ist ein Wagnis, auf das sich das Verlagshaus J. Frank eingelassen hat, indem man verschiedene Lyriker aufforderte Prosa zu verfassen. Man ist es ein­gegangen und hat eine Reihe schön ausge­statteter und von verschie­denen Künstlern gestalteter Bücher vorgelegt.
  Im vorliegenden Falle ist es sogar ein Roman geworden. Die Illustra­tionen besorgte Franziska Schaum, und sie sind wohl der Grund, warum mich beim Lesen ein heiteres Sommer­gefühl überkam.
  Auch der Roman kommt, wie nicht bei jedem Lyriker, so aber bei Stefan Heuer zu erwarten, recht leicht­füßig daher. Ein Künstler­roman, ange­siedelt in der Nieder­sächsischen Provinz. Wenn schon nichts passiert, geschieht man eben selbst. Und irgendwann ist selbst im kleinsten Dorf einmal ein Terrorist auf- oder unter­getaucht, ein geschickter Fälscher oder ein Meister­dieb. Man muss das Ohr nur lange genug an den staubigen Boden der Landstraße drücken, dann hört man auch irgendwann Hufgetrappel.
  Heuer, selbst mit dem Spielbein bildender Künstler, weiß, wovon er schreibt. Im Zentrum des wachen Interesses steht die Ernährung. Und nichts scheint so, wie es ist. Zwei Freunde, Joachim, der eine, ist Maler, der seine Kunst allerdings wenig auslebt und den örtlichen Blumen­laden mit Blumen­aqua­rellen beliefert, und Michael, der andere Schrift­steller, aber eigent­lich Privatier, der von einer Erbschaft lebt. Er kommt über Anfänge und Konzeptionen nicht hinaus, ist genauso schnell von einer Idee begeistert wie gelangweilt. Eine Glücks­keks­fabrik. Ein Roman wie der Anfang von Spiel mir das Lied vom Tod. Endlich mal was aus der Provinz, was Knisterndes. Die Reisen der Helden gehen dann aber doch in die Welt. Diese wird durch Amsterdam repräsentiert, wo sie, wie immer, Michaels Geburtstag begehen, in diesem Jahr darüber hinaus aber auch die Kunst­museen besuchen. Und die Welt wird wieder auf die Provinz zurück­gebogen, deren Langweile am Ende doch sehr verlockend ist. Ich habe das Buch im Zug gelesen und die Bahnfahrt über die Dörfer zu keiner Sekunde bereut.

 

Jan Kuhlbrodt    29.12.2010   

 

 
Jan Kuhlbrodt
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