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Jan Wagner
wejherowo

„No one left and no one came“
– Edward Thomas –

ich erinnere mich an wejherowo,
den namen jedenfalls – und das gebräunte
schild überm steig. kein windhauch, keine rufe,
nur dieser julihimmel, sein sechssiebtel-
gewitterdunkel. eine hummel brannte
wie eine zündschnur langsam durchs abteil.

ein stand mit kirschen, seine kühle waage
aus silber, in der ferne ein paar kräne
auf viertel vor sechs. das räuspern im waggon,
die feinen risse draußen im asphalt –
das gras darunter setzte seine grüne
brechstange an. und immer noch das schild,

nirgendwo anders als in wejherowo:
ein schwarzer himmel, alle fahnen schlaff,
die kirschen immer praller, immer reifer,
als unser schaffner, rot wie ein gepei-
nigter, den steig betrat. ein schriller pfiff,
und die landschaft eilte von allen seiten herbei.

Jan Wagner      08.02.2007       

Jan Wagner
Lyrik