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Rainer Schmitz

Was geschah mit Schillers Schädel?

Alles, was Sie über Literatur nicht wissen

Rainer Schmitz | Was geschah mit Schillers Schädel?
Rainer Schmitz
Was geschah mit Schillers Schädel?
Alles, was Sie über Literatur nicht wissen
Eichborn Verlag 2006
Knapp 4000 „Mitwirkende und Zaungäste des großen Welt-Theaters der Literatur“ umfasst das Namensregister – von Jeppe Aakjaer bis Ulrich Zwingli. Wer Herr Aakjaer war? Kann man nachschlagen: Spalte 1014, aufgeführt unter „Paare, schreibende“ als Partner von Marie Bregendahl. Wer Frau Bregendahl war? Kann man nachschlagen.

Genau so funktioniert der „Schmitz“. Der heißt eigentlich nicht so, sondern „Was geschah mit Schillers Schädel?“ Gute Frage, findet Herr Schmitz, der ist nämlich Verfasser des 800seitigen Lexikons und hat sein halbes Leben damit verbracht, dergleichen Fragen zu recherchieren und Antworten zu finden. Als Kulturredakteur beim Focus, Rezensent und Lektor lief ihm einiges über den Weg: Kurioses und Legenden, Plagiate und Affären, Pseudonyme und Anekdoten... 1200 Stichwörter zählt das soeben bei Eichborn erschienene semiseriöse Nachschlagewerk. Das enthält laut Untertitel: Alles, was Sie über Literatur nicht wissen. Zum Beispiel, wo sich Dantes Asche befindet, welche Schriftsteller schlecht in der Schule waren, welche großen Literaten an Zyankali starben und welche Sätze von ihren angeblichen Autoren niemals geschrieben wurden.

Darin erfährt man, was Oscar Wildes letzte Worte waren („Entweder die Tapete geht, oder ich.“); wer die erste literarische Figur, die in den Duden aufgenommen wurde, war (Mephisto); dass James Joyce der Autor des teuersten Briefes im zwanzigsten Jahrhundert war (361.000 Euro; dass der längste Anfangssatz eines deutschen Romans 163 Wörter zählt und wer ihn schrieb (Thomas Bernhard) und natürlich, was mit Schillers Schädel geschah. Denn das, was in der Weimarer Fürstengruft jahrelang das Ziel für Wallfahrten aus aller Welt war, sind nur eventuell Schillers Gebeine. Einer der größten Skandale der deutschen Literaturgeschichte, behauptet Schmitz. Warum? Kann man nachschlagen. Jedenfalls ordnete die Stiftung Weimarer Klassik kurz nach Erscheinen dieses Lexikons die lange verwehrte DNA-Analyse an.

Katrin Merten     02.01.2007    

Katrin Merten
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