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Kornelia Koepsell
Marktfest in Quedlinburg

Eben noch stand ich vor dem zerbrochenen Adler, den Himmler
 aufhängen ließ im Dom. Überall wurde geflaggt,
Hakenkreuzfahnen gaben den Straßen ein rotes Gepräge,
 in der Kirchengruft schwor, schwarz, auf die Fahne SS.
Nur drei Jahre lang gab es die Heinrichsfeiern. Am Burgberg,
 nahe des Restaurants, sagt uns die Sage, erhielt
Heinrich die Königskrone, ahnungslos bei seinen Vögeln.
 Was hätte er gedacht über den ekligen Pomp?
Nur ein paar Schritte weiter liegen in Klopstocks Geburtshaus,
 Handschriften unter Glas, Oden, Hexameter. Nichts
war ihm wichtiger als die Liebe, die Freundschaft, die Freiheit.
 Ein, zwei Gassen, hindurch, schon ist der Marktplatz in Sicht.
Hier ist ein Volksfest im Gange, ich sehe Mütter mit Kindern
 bauchnabelfrei, das Haar lila gefärbt, und schwarz
sind manche Stiefel. Die Modenschau an der Ecke ergänzt die
 schlecht geschnittenen Jeans durch eine Jacke in Pink.
In einer Seitenstraße sehe ich hölzerne Schienen,
 eine Eisenbahn knirscht um die Kurve, ein Kind
sitzt im Waggon, es winkt, doch die Eltern sind über ein Gyros,
 sehr beschäftigt, gebeugt. War es sein Blick, der mich jetzt,
plötzlich, in Müdigkeit stürzt? Das Theophanu ist offen,
 hier gibt’s den besten Wein, Saale und Unstrut. Ich seh
mir das uralte Fachwerk an, man hat es, wie alles,
 restauriert, was man alt, ehrwürdig findet, und deutsch.
Kornelia Koepsell    17.07.2010   

 

 
Kornelia Koepsell
Lyrik