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Die See

Sie atmet heut viel ruhiger. Horcht
in sich hinein. So eine Welle.

Kleine Geste eines Arms mit zarter Haut.
Meerjungfrauen-, Venushaut.

Ich sehe die Haare im Wasser fließen und schweben.
Die See hat ihr Fangnetz ausgeworfen,

mich hat sie zur Beute.
Ich bin allem Inland verlorengegangen.

Hier, wo die von Menschen bewohnte Welt übergeht
in die sieben erdumfließenden Meere, stehe ich,

hinter mir die vom Wasser geschiedene Feste,
und kann nicht anders als denken,

daß es keinen Ort auf der Welt gibt, der so sehr
ein Ort ist, den es überall auf der Welt gibt.

Es ist Ende August. Da bin ich geboren.
Auch das ist eine amphibische Erfahrung.

Mathias Jeschke   22.11.2006

Mathias Jeschke
Lyrik