poetenladen    poet    web

●  Sächsische AutobiographieEine Serie von
Gerhard Zwerenz

●  Lyrik-KonferenzDieter M. Gräf und
Alessandro De Francesco

●  UmkreisungenJan Kuhlbrodt und
Jürgen Brôcan (Hg.)

●  Stelen – lyrische GedenksteineHerausgegeben
von Hans Thill

●  Americana – Lyrik aus den USAHrsg. von Annette Kühn
& Christian Lux

●  ZeitschriftenleseMichael Braun und Michael Buselmeier

●  SitemapÜberblick über
alle Seiten

●  Buchladenpoetenladen Bücher
Magazin poet ordern

●  ForumForum

●  poetenladen et ceteraBeitrag in der Presse (wechselnd)

 

Odile Kennel

Salbei denken

ich denke Salbei, wenn ich Salbei
sehe, denke grüngraue, samtene Blätter
paarweise gegenständig, Lippenblütler
bitter und würzig, oder ich denke nichts
nicht Salbei, nicht Pflanze, nicht Duft
weil vor lauter Denken der Salbei
wohl vorkommt am Fenster, doch
verkommt im Kopf, er also für mich
nicht existiert, er aber für sich
existiert und nicht weiß, wie er heißt
und nichts weiß von seiner Existenz
vermutlich gar nichts weiß.

Ich denke du wenn ich nicht
Salbei denke, nicht denke
dass die Mauersegler dösen
in den höheren Schichten der Luft
während wir wach liegen am Fenster
ich denke du, während der bittere
und würzige Duft in deine und meine
Existenz dringt, von der er nichts weiß
und so entsteht ein existenzielles
Ungleichgewicht im Nachmittagslicht
denn wir wissen, wir wissen sehr genau
dass alle Zeit nur eine himmelwärts stürzende
Tasse
ist oder ätherisches Öl, oder
eine Apparatur der Einsamkeit, vermutlich

mit einer Zeile von Ulrike Draesner

Aus: oder wie heißt diese interplanetare Luft. dtv premium 2013.

Odile Kennel   2014   

 

 
Odile Kennel
Lyrik