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Ralf Schwob

Ralf Schwob geboren 1966 in Südhessen. Berufstätigkeit als Krankenpfleger, später Abitur auf dem Zweiten Bildungsweg und Studium der Germanistik in Mainz. Seitdem literarische Veröffentlichungen in Anthologien und Zeitschriften. Mehrfach prämierte Texte beim Stockstädter Literaturwettbewerb, 1999 Literaturförderpreis der Stadt Mainz. 2003 erschien Ralf Schwobs Roman Geschlossene Station und 2006 veröffentlichte er die Erzählungen Tage wie Nächte (beide im Wiesenburg Verlag).

Ralf Schwob | Tage wie Nächte Ralf Schwob
Tage wie Nächte
Erzählungen
Wiesenburg Verlag 2006

Rezension im Poetenladen

Debütpreis für Ralf Schwob, Januar 2006
Prosa: Septemberlicht

Septemberlicht, diese Zwielichtzone, nicht mehr ganz Sommer, noch nicht ganz Herbst, hat sich in vielen Werken literarisch niedergeschlagen, so auch in der prämierten Geschichte von Ralf Schwob. Unter Umgehung der gängigen Assoziationen wie golden, mild oder melancholisch gelingt es ihm, mit wenig Handlung und viel Gedankenspiel das zu vermitteln, wofür das Septemberlicht in seiner Doppeldeutigkeit steht: schwankendes Gefühl, Ahnung von Vergänglichkeit, Verheißung und Abschied.

Die Ich-Erzählerin in Septemberlicht wendet sich monologisch an das Du des abwesenden Freundes. Heraufbeschworen werden Erinnerungen an gemeinsame Unternehmungen in einer noch sehr nahen Vergangenheit. Mit den Rädern am Fluss entlangfahren, das Liegen im Gras oder das Ins-Wasser-Springen von den Planken eines Stegs, aber auch Fremdheit und beginnende Entfremdung tauchen im Erinnerungsstrom auf. Nur angedeutet wird der Unglücksfall, ein Kopfsprung in den nächtlichen Fluss. Allein zurückgeblieben, fürchtet die Freundin die Begegnung mit dem im Koma liegenden Freund.

Wie der Freund vormals nicht die Gegenstände, sondern das Licht mit seiner Kamera einzufangen versuchte, so geht es auch Ralf Schwob in seiner Prosa nicht um das Gegenständliche, sondern um das, was atmosphärisch im Licht der Erinnerung aufscheint. Am Ende nimmt die Ich-Erzählerin sich vor, ans Bett des Freundes zu treten und anschließend an den Fluss zu fahren, um dort zu warten, bis das Septemberlicht erlischt. Es ist Abschied und Neubeginn zugleich.

Jury „Debütpreis online“ über Ralf Schwobs Prosa
Ralf Schwob
Prosa