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Gisela Trahms
Sausend
Als wir noch jünger waren, zogen wir öfter als jetzt die Inliner an, wappneten die gefährdeten Glieder mit Schonern, den Kopf mit dem Helm, und setzten das Jüngste in den spitz zulaufenden Sportwagen, um davon zu sausen auf dem schmalen Asphalt, der den Fluss begleitet. Weder die Rennradler schreckten uns noch die plötzlich quer stehenden Hunde, alle ließen wir zurück, und das Kind jauchzte und schwenkte die Ärmchen. Immer weiter sausten wir, vorbei an zitternden Espen, der Flussmündung entgegen, die wir hinter der Dämmerung ahnten. Schon glaubten wir Salzluft, Meerluft zu atmen und den feinen Sand in den Inlinern knirschen zu hören, es war aber nur der Staub des Rückwegs, der nicht enden wollte. Wie dankbar erkannten wir da die hellen Fenster des Nachbarn, die uns anzeigten, in welchem Dunkel wir zu Hause waren! Unbedingt müssen wir einmal klingeln und uns bekannt machen, vielleicht morgen schon.

 

Gisela Trahms       05.06.2007       

Gisela Trahms
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