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Ulrike Ulrich
Eine Schönheit
Wer eine Schönheit hat, soll sie bewahren. Das ist eine eilige Pflicht. So eine Schönheit ist ein Geschenk. Wer eine Schön­heit hat, darf sie nicht verkommen lassen. So eine Schönheit. Die hat man ja nicht für nichts und wieder nichts. Die hat man ja für die anderen. Die muss man ja für die anderen pflegen. Weil so eine Schönheit eine Freude ist. Für die anderen. Und wer eine Schönheit nicht pflegt, der versündigt sich. Wenn also eine merkt, dass sie eine Schönheit hat, dann soll sie schnell alle Energie auf die Schönheit werfen. Und alles Geld. Und alle Zeit. Weil so eine Schönheit sowieso nur eine Frage der Zeit ist. Und da kann man gar nicht genug investieren. Für die anderen. Für die Gesell­schaft. Denn wenn man die Schönheit erhält, hat die Gesellschaft eine Freude. Und die Wirtschaft hat auch eine Freude. Aber am meisten Freude haben die, die keine Schön­heit haben. Aber auch mal eine sehen wollen. Und nicht bloß in den Alpen oder am Meer.

 

Das Meer oder die Alpen. Die müssen natürlich nichts machen. Oder der Sternen­himmel. Die können sich nicht ver­sündigen. Das haben die gar nicht im Repertoire. Bei denen ist Schönheit halt einfach so dabei. Immer.

 

Aber eine Frau. Zum Beispiel. Eine Frau, die eine Schön­heit hat, die kann damit Einiges ausrichten. In der Welt. Die kann die ganze Welt verändern mit ihrer Schönheit. Die kann zum Beispiel gegen Tier­versuche sein. Oder Pelze. So eine Frau mit Schönheit, die kann auch Stellung nehmen. Zu Afrika. Oder zum Krieg. Sie darf nur dabei nicht ihre Schönheit vergessen. Um die muss sie sich kümmern. Sie muss das alles machen, so lange sie noch ihre Schönheit erhält. Wie auch immer.

 

 

Ulrike Ulrich    2014    

 

 
Ulrike Ulrich
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