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Stele [griech.] Pfeiler, Säule als Grab- oder Gedenkstein
Die Stelen sind der Anfang einer Sammlung kleiner lite­rarischer Gedenks­teine in Form eines Gedichtes jüngst ver­stor­bener Dichter, über­wiegend fremd­sprachiger, aber auch deutsch­sprachiger. Aus­gangs­punkt sind unter ande­rem aktuelle Todes­mel­dungen in den poetry news. Idee und Konzept: Hans Thill.

Liste der Stelen   ↓

 

Kiev Stingl
(Aussig / Ústí nad Labem 1943 – Berlin 2024)

Stingl

Stingl hat'n
Muwie drauf, Stingl
ölt sich

die Fresse.
Stingl tankt
3,50 Super

und nagelt süd-
wärts, Stingl sucht
sich 'ne Kiste und

is wech wie Las
Vögel Das. Stingl ist
ein Nobody auf Durchrei-

se. Stingl
kocht ab. Stingl
ist 'ne Fort-

setzung für Peter
Kraus. Stingl
geht rein und raus.

Stingl flötet ne-
gatief, Stingl zerläuft
in der Nordgegend.

Stingl klaut
Irrtümer. Stingl
hat 'ne Sehnsucht, die

schlottert, be-
vor alles Miese pustet
und es aus ist mit

Stingl.

Aus: Flacker in der Pfote, Gedichte. Kaufbeuren, Pohl´n Mayer 1980.

 

»Er war punk vor Punk, manchmal irre wie Kinski, ein Säufergottkönig und damit erfolglos wie ein Spitzwegerich, dafür bewundert von Erfolgreichen für seinen Amoklauf gegen sich und gegen alle.«
Willi Winkler

 

Kiev Stingl, bürgerlich Gerd Stingl, wurde 1943 in Aussig geborgen und wuchs in Hamburg und in Heidelberg auf, wo er sein Abitur ablegte. Später lebte er in Berlin und wurde durch sein erstes Musikalbum Teuflisch bekannt. Sein literarisches Werk besteht aus Lyrik und Prosa und zeigt eine Nähe zur amerikanischen Beat-Poesie. Mehrere Titel veröffentlichte er in den neunziger Jahren im Galrev Verlag und brachte zuletzt den Band Mein Collier um Deinen Hals. Gedankensplitter (2024) heraus. Kiev Stingl starb im Februar 2024 in Berlin im Alter von 80 Jahren.