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Karl Kraus und die 'Fackel' für jedermann frei 28.01.2007
Die Fackel

Karl Kraus
Ich bin der Vogel,
der sein Nest beschmutzt.
Aphorismen, Sprüche
und Widersprüche
Marixverlag: Feb. 2007
Seit Januar 2007 ist das Werk von Karl Kraus (1874 - 1936) copyright-frei – alle Schriften, Theaterstücke, Glossen und Aufsätze des Wiener Autors und Kritikers dürfen nachgedruckt, rezitiert und nachgespielt werden, ohne dass ein Obolus an Erben oder Verlag zu entrichten ist.

Karl Kraus war Herausgeber der Fackel, eines der wichtigsten literarischen Dokumente zu Anfang des 20. Jahrhunderts. Mit der in Wien herausgegebenen Zeitschrift bezog er satirisch-provokant auf höchstem Sprachniveau Stellung zum damaligen politischen Geschehen und nahm Bürokratismus, aber auch Journalisten und Schriftsteller aufs Korn.

Die Österreichische Akademie der Wissenschaften hat die gesamte Fackel kostenfrei und für jedermann erreichbar ins Netz gestellt. Es ist lediglich nötig, sich zu registrieren, was bei einer Proberegistrierung sehr leicht und schnell funktionierte. Der Link zur Seite: Die Fackel  externer Link

In der Pressemeldung der Akademie heißt es:

Karl Kraus hat Österreich mit der Herausgabe der Zeitschrift DIE FACKEL reich beschenkt: als Herausgeber der von Anfang April 1899 bis zum Februar 1936 in 922 Nummern und 415 Heften in Wien erschienenen Zeitschrift DIE FACKEL. Von 1912 an als der alleinige Verfasser ihres Textes wie ihrer Umschlagsnotizen, hat der am 28. April 1874 geborene, am 12. Juni 1936 verstorbene Karl Kraus, "ce très noble écrivain autrichien", der Wiener Schriftsteller aus "Jicín in Böhmen", der der deutschen Literatur als Außenseiter angehörte, einen mehr als 22.500 Seiten umfassenden Text geschaffen, der in der deutschsprachigen Literatur einzigartig ist.

Es ist ein Text mit vielen fremden Beiträgen und zahllosen Sätzen und Worten anderer, der dennoch des Herausgebers eigenes Werk ist, ein sprachschöpferisches und sprachkritisches Dokument, das vom Ausgang des 19. Jahrhunderts über die Balkankriege und den Ersten Weltkrieg, vom Wilhelminischen Kaiserreich und von der Habsburgermonarchie über die Weimarer Republik und Österreichs Erste Republik bis zum österreichischen Ständestaat und zum „Dritten Reich“, vom so genannten Fin de Siècle bis zur Welt der Hakenkreuzler ein Ganzes ist.

Den „ersten Schriftsteller unserer Zeit“ hat Bertolt Brecht ihn 1934 genannt: Karl Kraus hat mit den 37 Jahrgängen der FACKEL der Nachwelt ein Riesenwerk überliefert. Der Fünfundzwanzigjährige begründet seine Zeitschrift mit dem Vorsatz, „Clubfanatikern und Fractionsidealisten“ die Stirn bieten zu wollen. Als Ende Juli 1934 die Leser darüber Auskunft erhalten, „Warum die Fackel nicht erscheint“, erläutert der Sechzigjährige seinen Satz "Mir fällt zu Hitler nichts ein" mit der Bemerkung, dass es Übel gibt, vor denen, „was man die Stirn bieten nennt“, „aufhört eine Metapher zu sein“, weil das Gehirn hinter dieser Stirn, „das doch an solchen Handlungen seinen Anteil hat“, keines Gedankens mehr fähig ist: „Ich fühle mich wie vor den Kopf geschlagen.“

Österreichische Akademie der Wissenschaften  externer Link

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