Für sein Hörspiel »Ein Menschenbild, das in seiner Summe null ergibt« erhält Schorsch Kamerun den diesjährigen Hörspielpreis der Kriegsblinden.
Der Preis, der zu den renommiertesten Auszeichnungen für Hörspielautoren zählt, wird zum 56. Mal vergeben. Mit dem Preis wird jährlich ein von einem deutschsprachigen Sender konzipiertes und produziertes Hörspiel ausgezeichnet, das »in herausragender Weise die Möglichkeiten der Kunstform realisiert und erweitert«. Das Hörspiel
Ein Menschenbild, das in seiner Summe null ergibt wurde vom WDR produziert und am 25. September 2006 urgesendet.
Die Preisverleihung findet am 4. Juni im Plenarsaal des Bundesrates in Berlin statt.
Aus dem Urteil der Jury:
Kamerun zeichnet das bestürzende Porträt einer Generation, die zwischen Mediengeschwätz, Lifestylemode und Kaufwelt,zwischen verordneter Wahlfreiheit und allgemeiner Beliebigkeit keine Chance auf ein originales Leben, auf authentische Wünsche hat. Kameruns Menschen, leben in einer indirekten Welt, zugeschüttet mit einem Übermaß an Null-Information. Sprechen sie, zitieren sie? Ist das Plattheit oder Ironie? Und wo sind wir überhaupt? In der Wirklichkeit, im Fernsehen, in einer Talkshow, im Gespräch, in der Satire? Kamerun lässt das offen, lässt das Publikum teilhaben an der Desorientierung seiner Figuren. Dieses irritierende Stück Gesellschaftskritik überzeugte in der Radikalität der Aussage und dem souveränen Gebrauch des Mediums Radio.
Schorsch Kamerun wurde 1963 in Timmendorf geboren. Er ist Sänger und Gründungsmitglied der Hamburger Punkband
Die Goldenen Zitronen. Seit einigen Jahren ist er auch als Theaterregisseur und -autor tätig. So inszenierte er unter anderem seine Stücke
Macht fressen Würde am Schauspielhaus Zürich und
Spezialmensch am Hamburger Schauspielhaus. Anfang 2006 hatte seine Orientierungsoperette
Der Chinese im Kinderbett am Niedersächsischen Staatstheater Hannover ihre Uraufführung. In der Spielzeit 06/07 hat Schorsch Kamerun das Stück
Macht und Rebel, nach dem Roman des norwegischen Autors Matias Faldbakken, an den Münchner Kammerspielen uraufgeführt. Am 18. April 2007 wird sein eigenes Stück
Der kleine Muck ganz unten an der Berliner Volksbühne zur Uraufführung kommen.
Bisherige Preiträger (Auswahl)
Günter Eich (1952), Wolfgang Hildesheimer (1954), Ingeborg Bachmann (1958), Ernst Jandl / Friederike Mayröcker (1968), Wolf Wondratschek (1969), Urs Widmer (1976), Ludwig Harig (1986), Fritz Rudolf Fries (1995), Andreas Ammer / FM Einheit (2001)
Filmstiftung (zum Hörspielpreis)