Hieronymus Bosch
Die Sieben Todsünden
Leitmotiv
für Jelineks Roman
Neid
Elfriede Jelinek publiziert ihren neusten Roman (Neid) nicht etwa bei Rowohlt, sondern auf ihrer Homepage im Internet: www.elfriedejelinek.com
Das von ihr als
Privatroman bezeichnete Werk heißt
Neid und ist bereits mit zwei umfangreichen Kapiteln im Netz nachzulesen. »Kleine Lebenswelten stürzen nach außen, die dazupassenden kleinen Lebensweisheiten nach innen.« So beginnt der Roman viel versprechend. Das erste Kapitel umfasst 63 Seiten, das zweite Kapitel (7.4.2007) 24 Seiten. Der Titel ist sicher typisch, denkt man an die einsilbigen Vorgänger
Lust und
Gier (Wird sie uns auch eines Tages die Titel
Geiz und
Zorn bescheren?).
Als Illustration dient das Hieronymus-
Bosch-Bild Die sieben Todsünden. In diesem Kontext sind gemäß der klassischen Theologie die so genannten Laster gemeint, zu denen eben der Neid zählt und die als Wurzeln der (Tod-)sünden gelten.
Elfriede Jelinek hatte ihren Roman als Internet-Roman angekündigt – mit der Veröffentlichung im Netz wendet sie sich zugleich gegen den etablierten Literaturbetrieb. Das Werk ist kostenfrei für jeden lesbar. Man wird abwarten und sehen, ob nicht doch früher oder später ein Verlag den Text übernimmt und auf konventionelle Weise unter das Lesevolk bringt. Andererseits: Wer die Jelinek-Website kennt, wird wissen, dass es nicht neu ist, von ihr umfangreiche Primärtexte im Netz präsentiert zu bekommen. Doch jetzt erst einmal auf zum Lesen des jelinekschen Privatromans Neid.
Elfriede Jelinek | Website
Bericht im Standard