Der Autor des Erfolgstücks „Die neuen Leiden des jungen W.“ ist am Donnerstagmorgen gestorben.

Der Theater- und Filmautor Ulrich Plenzdorf starb im Alter von 72 Jahren nach längerer Krankheit in einer Klinik bei Berlin, wie die Berliner Akademie der Künste, deren Mitglied Plenzdorf war, heute mitteilte. In den letzten Jahren war Plenzdorf vor allem mit Drehbüchern für das Fernsehen erfolgreich gewesen.

Berühmt wurde Plenzdorf mit dem Werk Die neuen Leiden des jungen W., in dessen Zentrum der 17-jährige Protagonist Edgar Wibeau steht, der das Lebensgefühl der ostdeutschen Jugend in den 70er Jahren verkörperte. Plenzdorf schrieb das gesellschaftskritisches Bühnenstück im Jargon der DDR-Jugend. Es erzählt die Geschichte eines Jugendlichen, der aus seiner kleinbürgerlichen Umwelt ausbrechen will und beim Lesen von Goethes Die Leiden des jungen Werthers immer wieder Ähnlichkeiten mit seinem eigenen Leben entdeckt.

Die Uraufführung des Stücks am 18. Mai 1972 in Halle (Saale) mit Reinhard Straube in der Titelrolle war ein Sensationserfolg in der DDR. 1973 erschien eine Romanfassung in ganz Deutschland. Die Urfassung von 1968/69, in der Edgar den Stromschlag überlebt, wurde erst 1982 veröffentlicht. Später wurde das Stück auch in der Bundesrepublik sehr erfolgreich aufgeführt und 1976 verfilmt. Mitte der siebziger Jahre avancierte der Roman zur Pflichtlektüre an westdeutschen Schulen.

2004 sagte Plenzdorf anlässlich seines siebzigsten Geburtstags in einem Interview bei MDR-Figaro: „Eigentlich bin ich glücklich, dass ich nun endlich 70 werde und von dem Zwang befreit, immer jugendlich, immer Edgar Wibeau zu sein, denn darauf ist es letztlich hinausgelaufen.“

Ulrich Plenzdorf wurde 1934 in Berlin-Kreuzberg geboren. Nach seinem Studium an der DDR-Filmhochschule in Babelsberg arbeitete er als Drehbuchschreiber (Die Legende von Paul und Paula). Der Roman Die neuen Leiden des jungen W. ist eines der erfolgreichsten deutschsprachigen Bücher überhaupt. Zuletzt erschien 2004 sein Buch Ich sehn mich so nach Unterdrückung.

Ulrich Plenzdorf erhielt u.a. den Heinrich-Mann-Preis und den Ingeborg-Bachmann-Preis. Er war auch Gastdozent am Deutschen Literaturinstitut.

Ulrich Plenzdorf bei Suhrkamp   
Ulrich Plenzdorf | Interview im MDR