Wole Soyinka
Die Last des Erinnerns
Patmos 2001
Preis I
Schon wieder ein neuer Preis. Die Stadt Bayreuth vergibt seit diesem Jahr den mit 10.000 Euro dotierten
Markgräfin-Wilhelmine-Preis. Der Preis wird »an Persönlichkeiten oder Gruppen verliehen, die sich im internationalen Bereich auf kulturellem, sozialem, politischem oder wissenschaftlichem Gebiet um die kritische Reflexion europäischer Wertvorstellungen und die interkulturelle Verständigung verdient gemacht haben«.
Als ersten Preisträger hat man sich gleich einmal den Nobelpreisträger von 1986
Wole Soyinka ausgesucht. Da freut er sich sicher, wenn er nach dem Nobelpreis einen Preis aus der Provinz bekommt. Anscheinend schon, denn Soyinka hat zugleich die Mitarbeit an der Bayreuther Internationalen Graduiertenschule für Afrikastudien zugesagt.
Kehlmann + Mann
»Thomas Mann ist unter allen Autoren der Klassischen Moderne der pathetischste, der gefühlsunmittelbarste, er ist distanzierter als die anderen, weil er mehr zu verbergen hat.« Was Daniel Kehlmann dem Verborgenen enthebt kann man jetzt auf
FAZ.net nachlesen, wo seine Rede zur Verleihung des Thomas-Mann-Preises veröffentlicht wurde.
Preis II
Und abermals. Diesmal der
Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln. Der wird allerdings schon seit 1990 vergeben. Bisherige Preisträger waren unter anderen H.C. Artmann, Peter Ustinov, Ilse Aichinger und Klaus Wagenbach. 2008 lautet der Geehrte
Paul Lendvai.
Der 1929 in Budapest geborene österreichische Publizist Prof. Paul Lendvai präge als Verfechter journalistischer Unabhängigkeit das Österreich der letzten 50 Jahre maßgeblich und gilt als einer der profundesten Analysten und Kenner Ost- und Südosteuropas, so die Presseaussendung des
Hauptverbandes des österreichischen Buchhandels.
Aus Anlass des Preises gibt es ein
Interview mit dem Preisträger über Toleranz und über ein Österreich nach Jörg Haider.
Klüger zu Gast
Der Marcel-Reich-Ranicki Lehrstuhl [sic!] in Tel Aviv benennt Ruth Klüger als erste Gastprofessorin. Die Professorin für Germanistik an der University of California in Irvine stellt ihre Vorträge unter den Titel »Jüdische Autorinnen in der deutschsprachigen Literatur«. Ein heikles Thema, betrachtet man ihren eigenen Lebenslauf.
Na, hoffentlich hört es sich dann nicht so an: »Die Welt der Germanisten ist klein. In Amerika, wo die Germanistik immer mehr zu einem Orchideenfach schrumpft, ist sie so klein, dass jeder jeden kennt, der irgendwann einen Aufsatz geschrieben hat. Literaturwissenschaftler sind von Haus aus geschwätzig und tratschen gern. Kein Wunder, lässt sich doch die ganze Literatur als ein großer Tratsch bezeichnen, mit fast nichts anderem als Liebesaffären und gewaltsamen Todesfällen, Unzucht und Verrat, Opfermut und Feigheit, alles groß angelegt und herzerhebend. Diese Feststellung wird meist etwas betreten aufgenommen, aber zum Widerspruch reicht der Widerstand kaum. Das Beweismaterial ist zu umfangreich.« [aus: Ruth Klüger:
unterwegs verloren. Wien: Zsolnay 2008.] Danke für die differenzierte Darstellung unseres Faches.
Preis III
Und zum Dritten und letzten Mal. Diesmal in Kopenhagen. Dort wurde der
Nordisk Råds Litteraturpris der
Regierungen der nordischen Länder verliehen. Der Preis wird seit 1961 vergeben, um das Bewusstsein für skandinavische Literatur, die nicht gerade in großen Auflagen gedruckt wird, zu schärfen. Mit dem Preis sind 350.000 dänische Kronen [ca. 47.000 Euro] verbunden.
Mit dem
Nordisk Råds Litteraturpris der
Nordisk Råds Litteraturpris 2008 wird Naja Marie Aidt geehrt, die hierzulande noch als Geheimtipp anzusehen ist. Sie wurde 1963 in Aasiaat (Egesminde) auf Grönland geboren und debütierte 1991 mit dem Gedichtband "Så længe jeg er ung". Seither sind sieben weitere Gedichtbände und drei Erzählbände erschienen. »Naja Marie Aidt writes with a graceful and ominous realism that draws out undertones of reality so that the reader becomes aware that everyday life is resting on a mycelium of potential disasters«, so die Jury. Auf Deutsch erschien von Aidt bei Achilla Presse
Zugang und
Das Wasserzeichen.
Pletzinger zeigt Stil
In der Reihe
Lieblingsbuchhandlung des Börsenblattes stellt diesmal
Thomas Pletzinger die
Connewitzer Verlagsbuchhandlung als seinen unangefochtenen Favoriten vor. Und jedem, der schon einmal dort war, wird es nicht anders gehen. Man muss diese Buchhandlung einfach lieben. Ist sie doch das, was man sich unter einer klassischen Buchhandlung vorstellt: ein einmaliges Ambiente und ein fein ausgewähltes Programm. Aber bitte auch mal zu Frauke Hampel in der
Wörtersee gucken!
Kein Preis – Ehre
»Ich kann heute leider der Einladung zur Verleihung der Plakette an
Peter Kurzeck nicht Folge leisten. Shit. Nicht einmal für das TB habe ich Zeit. Es gibt Tage, da möchte man am liebsten alles hinschmeißen und einfach abhauen.« Wer sich genauso ärgert wie
Alban Nicolai Herbst, dass er am Mittwoch nicht zur Verleihung der Goethe-Plakette an Peter Kurzeck in Frankfurt war, darf sich wenigstens freuen, dass einem der herausragendsten deutschen Erzähler eine weitere
Anerkennung zuteil wurde. Glückwunsch Peter Kurzeck.
Klicktipp
Portugals Nobelpreisträger José Saramago spricht in der
Zeit über die Verfilmung seines Romans
Die Stadt der Blinden und erklärt, warum er immer noch Kommunist ist.
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Neue Radiokunst:
Frozen Daylight von Rupert Huber.
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Homer Simpson wird Opfer der amerikanischen Wahlkorruption. Schuld ist natürlich nur der
Computer
Das Wetter
Globales Blätterrauschen am 2.11.,
Corine schenkt uns am 4.11. einen Preisregen und am selben Abend sprudeln
eigenwillige Ideen in Frankfurt. Vom 10.-16.11.
quillt die Pegnitz,
Tsunami Noise überrascht Francisco de Goya am 7.11., doch so manches spielt sich nur im
Subtext ab.
so samma wieda gescheiter
t olle woche
ihr wf schmid