black voices
Amerika hat gewählt. Das dürfte wohl an niemandem vorbeigegangen sein. Auch
Lyrikline.org zeigt Regungen und lässt poetische Stimmen afro-amerikanischer Dichter sprechen.
Ausgesucht wurden vor allem Künstler, die ihre sprachlichen Wurzeln in der frühen schwarzen Bürgerrechtsbewegung und in der Ghetto-Kultur haben. Darunter sind der in New York lebende Literaturnobelpreisträger Derek Walcott, die politisch engagierte Autorin und Performance-Künstlerin Sapphire, die Rapper Umar bin Hassan und Sharrif Simmons, und die Spoken-Word-Künstlerin Ursula Rucker.
Von Letzterer gibt es auch ein Poesiegespräch auf den Seiten der
Literaturwerkstatt, wo es noch weitere Empfehlungen zu Poesiefilmen zum Thema gibt.
open mike opens
Noch einmal die Literaturwerkstatt. Diesmal real. Die open mike Gesänge stehen an. Schon im Vorfeld gibt es Veranstaltungen mit Lesungen ehemaliger Teilnehmer. So lesen am Freitag, 14.11.2008, um 20 Uhr in der Kulturbrauerei
René Becher, Christoph Steier,
Andreas Stichmann und Julia Zange.
Am Samstag, dem 15.11., ab 14:00 Uhr und Sonntag, dem 16.11., ab 12:00 Uhr lesen dann die
Finalisten in der WABE, Danziger Str. 101, 10405 Berlin (Prenzlauer Berg). Wie jedes Jahr erscheinen alle Texte der Endrundenteilnehmer als Anthologie bei
Allitera. Ausgedehnt wurde die Lesereise der Sieger. Statt wie bisher nur im Literaturhaus Frankfurt (Mittwoch, 19.11.08, 20 Uhr), dürfen die Jungautoren auch in Zürich (Literaturhaus, Dienstag, 18.11.08, 20 Uhr) und Wien (Literaturhaus, Donnerstag, 20.11.08, 20 Uhr) lesen.
schauerliche Lieder // intermedial
Ein mittelmäßiger Lyriker schreibt ein paar Gedichte. Ein Komponist vertont sie. Romantik? Ja. Der Poet ist ein Freund Ludwig Uhlands, Justinus Kerners, Gustav Schwabs, Clemens Brentanos, Achim von Arnims, ist nicht minder beeinflusst von Novalis und heißt Wilhelm Müller. Der Komponist ist kein Geringerer als Franz Schubert. Ah,
Die Winterreise. Richtig. Hierzu zeigt die
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel vom 2. November 2008 bis 29. März 2009 die Ausstellung »Schuberts Winterreise in Malerbüchern«. Also doch nicht Schubert selber. Nein, sondern seine Verarbeitung in der Bildenden Kunst.
Die Winterreise von Franz Schubert hinterließ nicht gerade wenig Inspiration für die Bildenden Künstler. Gezeigt werden die Werke von sechs Vertreter/innen: Irmtraud Klug-Berninger, Ingo Kühl, Raimund Palluseck, Nuria D. Papperitz, Robert Schwarz und Hanfried Wendland. In der Stilhybridität zwischen Radierungen und Collagen bleibt immerhin die Gemeinsamkeit des einsamen, unglücklichen Wanderers, der durch eine in eisiger Kälte erstarrte Welt irrt.
Interessante Kopplungen. Aus Literatur wird Musik, aus Musik Bildende Kunst. Und auch wieder Literatur, betrachtet man die Schubert Rezeption zuletzt beispielsweise bei Peter Härtling. Da sag mal wer die Künste hätten nix mit dem Energieerhaltungssatz zu tun. Ach ja, einen
Film gabs auch noch 2006. Also doch eher exponentiell.
Lyrik im Ohr
Könnte aber auch ins Auge gehen: Unter dem Stichwort »Wurfgedichte« sendet
Ö1 24 Tage lang außerhalb der gewohnten Literatur- und Lyrikreihen dreimal täglich Gedichte. Zu hören sind die Geschosse von 3. bis 29. November, jeweils von Montag bis Samstag um 8.15 Uhr, 13.00 Uhr und 19.29 Uhr.
Der Standard druckt die Gedichte ab, sie können aber auch auf dessen
Internetseite eingesehen werden. Jeder Tag wird einer einzelnen zeitgenössischen österreichischen Dichterin oder einem Dichter gewidmet. Die Gedichte können nicht nur im
Standard nachgelesen, sondern auch auf
Ö1 während der gesamten Aktion nachgehört werden.
Vorgetragen werden die Werke von ihren Schöpfer/innen selbst. Mit dabei: Ilse Aichinger (3.11.), Robert Schindel (4.11.), Dominik Steiger (5.11.), Stefan Schmitzer (6.11.), Franz Josef Czernin (7.11.), Michael Donhauser (8.11.), Stephan Eibel Erzberg (10.11.), Friedrich Achleitner (11.11.), Peter Waterhouse (12.11.), Sonja Harter (13.11.), Benedikt Ledebur (14.11.), Ferdinand Schmatz (15.11.), Elfriede Gerstl (17.11.), Ernst David (18.11.), Oswald Egger (19.11.), Gerhard Rühm (20.11.), Brigitta Falkner (21.11.), Anselm Glück (22.11.), Axel Karner (24.11.), Marie-Therèse Kerschbaumer (25.11.), Julian Schutting (26.11.), Ann Cotten (27.11.), Gert Jonke (28.11.) und Friederike Mayröcker (29.11.).
neue Perspektiven
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat in Kooperation mit der Stiftung Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland (DGIA) und der Bayerischen Staatsbibliothek München (BSB) eine neue Publikationsplattform für die Geisteswissenschaften gespendet.
Die Projektpartner teilen mit, dass
Perspectivia.net sowohl elektronisch entstehende Schriften und Buchrezensionen online veröffentlichen werde, als auch große Teile der bisher nur gedruckt erschienenen Publikationen der Auslandsinstitute. Diese werden retrodigitalisiert, durchsuchbar und sacherschlossen zur Verfügung stehen. Die Langzeitarchivierung der Texte übernimmt die Bayerische Staatsbibliothek.
BucH.08
Bereits zum zehnten mal findet in Basel vom 14.11.2008-16.11.2008 das
internationale Buch- und Literaturfestival statt. In Kombination aus Messe und Festival gibt es neben den
Ausstellern, die auf Einladung qualitativ ausgewählt werden, diverse literarische Veranstaltungen. Neben dem BucH.08-Forum und dem Literaturforum wird es 2008 auch ein Szeneforum sowie Lounge-Veranstaltungen und Abendveranstaltungen in der Stadt und der Region Basel geben.
Ebenfalls neu dieses Jahr ist der
Schweizer Buchpreis. Ganz nach dem Vorbild
Man Booker Prize und
Deutscher Buchpreis zeichnet man in demselben Verfahren das beste erzählerische Werk des Jahres aus. Die erstmalige Verleihung findet am Sonntag, 16. November 2008, um 11 Uhr statt.
Preissumme? 50.000 Franken.
Shortlist?
Lukas Bärfuss: Hundert Tage (Wallstein Verlag)
Anja Jardine: Als der Mond vom Himmel fiel (Kein & Aber Verlag)
Rolf Lappert: Nach Hause schwimmen (Carl Hanser Verlag)
Adolf Muschg: Kinderhochzeit (Suhrkamp Verlag)
Peter Stamm: Wir fliegen (S. Fischer Verlag)
Vielleicht gar nicht mal so klug von den Eidgenossen, einen eigenen Weg zu fahren. Noch dazu, weil auch zwei Titel in der engeren Auswahl sind, die schon beim
Deutschen Buchpreis auf der Schort- bzw. Longlist standen. Wäre irgendwie verständlich, wenn die deutsche Jury entschiede, die Schweiz unberücksichtigt zu lassen, weil sie ja ohnehin ihren eigenen, identischen Buchpreis habe. Und so hätte man sich wieder einmal selber die Tür zum wichtigen bundesdeutschen Markt zugeschlagen. Der deutschen Literaturbranche spielt man so oder so zu. Gibt es doch so zwei »deutsche Buchpreise«, schaut man sich die Verlage – bis auf Kein & Aber – an. Die Romandie und das Tessin blieben anscheinend unberücksichtigt. Märssi.
ausgezeichnete Kritik
Dass die Literaturkritik nichts tauge [Kuschelkurs etc. pp.], wurde ihr auch 2008 wieder von allen verschiedenen Seiten vorgeworfen. Aber wenn einen sonst keiner lobt, dann lobt man sich eben selber. Oder die
Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung übernimmt diese Aufgabe und spendet so den mit 12.500 Euro dotierten Johann-Heinrich-Merck-Preis.
Am Samstag, dem 01.11.2008, wurde der Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik vergeben. Ausgewählt hat man den
SZ Feuilletonisten Lothar Müller. Müller sei ein Kritiker, der »auf glückliche und heute selten gewordene Weise sinnliche Anschauung, elegante Prosa und theoretische Reflexion verbindet«, hieß es in der Begründung der Jury. Müller wurde bereits 2000 der Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik des Börsenblattes verliehen.
Buchlust
Noch eine weitere
Veranstaltung der Independents. Neben
Andere Bücher braucht das Land Ende November in München findet am 15.11.2008 und 16.11.2008, jeweils von 10 - 18 Uhr im Künstlerhaus Hannover die
BUCHLUST 2008 statt.
Die Juroren Ijoma Mangold (Feuilletonredakteur der Süddeutschen Zeitung), Jutta Rinas (Literaturredakteurin der HAZ) und René Zechlin (Direktor des Kunstvereins Hannover) haben 20 Buchverlage ausgewählt. Neben der Präsenz der Verleger und ihren Büchern gibt es zudem Lesungen von Autoren der
Verlage.
Die Aussteller 2008 sind: A 1 Verlag, Arche Verlag, Babel Verlag, Bella Triste, Blumenbar Verlag, Frankfurter Verlagsanstalt, Friedenauer Presse, zu Klampen! Verlag, kookbooks, Mairisch Verlag, Merlin Verlag, Schöffling & Co., Stroemfeld Verlag, Supposé, :Transit Buchverlag, Verlag Antje Kunstmann, Verlag Klaus Wagenbach, Wallstein Verlag, Wehrhahn Verlag, Zeter & Mordio sowie die Multi Media Berufsschule Hannover.
Sinn: Tausende von Besuchern treten mit den Verlegern in Kontakt, neue und im Buchhandel nur schwer zu findende Werke werden durchgeblättert und noch mehr Bücher werden verkauft. Natürlich.
Nike im Lesesaal
Die Demokratisierung, die uns das Internet schenkt, und den Beitrag qualitativ hochwertiger Vertreter zum herrschaftsfreien Diskurs, haben jetzt auch die Bayerische Staatskanzlei, der Verband Bayerischer Zeitungsverleger e.V., der Verband Druck und Medien Bayern e.V. und der Verband der Zeitschriftenverlage in Bayern e.V. bemerkt. Mit ihrem
Bayerischen Printmedienpreis zeichnen sie 2008 den
FAZ Lesesaal aus.
Das Feuilleton der
F.A.Z. und die Redaktion von
FAZ.net stellen im Lesesaal auf multimediale Weise verschiedene Bücher und Buchreihen den Lesern vor. Geboten werden Audiodateien, Videostreams, Foren mit Experten und Kurzbiographien der wichtigsten Akteure mit Glossaren und zahlreichen Interviews. Wer den Lesesaal bisher öfters besucht hat, wird kaum abstreiten können, dass sich immer fundierte Diskussion ergeben haben und hilfreiche Hintergrundinformationen geboten wurden.
»Der Lesesaal hat die Buchkompetenz der
Frankfurter Allgemeinen Zeitung ins Internetzeitalter katapultiert und zeigt wie fruchtbar sich die gedruckte Zeitung und das Internet verbinden können. Es ist gelungen, eine neue literarische Öffentlichkeit zu schaffen. Die Debatten zwischen Experten, Lesern, Redakteuren und Autoren nutzen die spezifischen Möglichkeiten des elektronischen Mediums. Neue Leserschichten haben einen Weg zum Buch und zum Gespräch über das Buch gefunden«, so die Jury? Nein, so Frank Schirrmacher, Herausgeber der
FAZ selber. Die Jury dagegen ist der Meinung, dass mit dem
FAZ Lesesaal die Literatur lebendig werde und sich neue Medien erschließen würden.
Den
Bayerischen Printmedienpreis vergab man bereits zum 8. Mal. Er ist insgesamt mit 20.000 Euro dotiert. Das Preissymbol ist die Siegesgöttin
Nike.
Klicktipp
Raoul Schrott legt noch einmal
einige Details über die Arbeit an der Ilias offen.
[klick]
Michael Crichton, bekannt vor allem als Autor von
Jurassic Park und
Lost World, ist im Alter von 66 Jahren gestorben. Hierzu
eins,
zwei,
drei lesenswerte Artikel.
[klick]
Druckfrisch. Dennis Scheck kommentiert
die Top-Ten (
als Video),
die Sachbuch Top-Ten (
als Video) und gibt
Empfehlungen in der Buchhandlung (
als Video).
[klick]
»Josef Winkler ist jemand, der nicht auch schreibt, sondern der existiert, um zu schreiben. Das merkt man der Dichte seiner Prosa an in all den Büchern, die ich kenne, und auch dieser neue Text bestätigt das, diese Stärke«, so Günther Grass anlässlich des Alfred-Döblin-Preises 2006 für
Natura Morta von Josef Winkler.
Seine Büchner-Preis-Rede (
pdf) geht sogar noch ein Stück weiter und zeichnet ihn als überlebenden Selbstmörder. Darauf nimmt auch Ulrich Weinzierl, der den verstorbenen Wendelin Schmidt-Dengler würdig zu vertreten versucht, in seiner
Laudatio Bezug und charakterisiert Winkler als einen todessinnlichen Autor der aus Notwehr schreibt.
Eine der eindringlichsten Aussagen Josef Winklers ist mir immer noch die, die er am Erlanger Poetenfest 2008 im Autorenporträt gegenüber Verena Auffermann äußerte: »Mit jedem Buch versuche ich den Speer des Katholozismus, der so weit in mich hineingetrieben wurde, dass er hinten wieder rausspitzt, herauszuschreiben.«
Bauernregel
Wenn der Novemberwind
im Nahkampf seuselt, wird auch die
Agonie des Weltkriegs KLINGen.
so samma wieda gescheiter
t olle woche
ihr wf schmid