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Wochenschau, News 349
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Wochenschau 8 W.F. Schmid         12.12.2008

Silke Scheuermann
Über Nacht ist es Winter
Gedichte
Schöffling 2007
Atmosphäre des Bettelmonats

Geschiebe und Gedränge in der Vorweihnachtszeit. Da lernt man allerhand nette Menschen kennen, an denen man ansonsten blindlings vorbeiläuft. Diesmal im Angebot: George Konell. Mit dem ist Silke Scheuermann zusammengestoßen, und bekommt dafür 5.000 Euro. Entschdädigung? Nein, für ihre augenscheinlich ausgesprochene »Präzision in der Beobachtung«. »Gleichzeitig wird [aber ihre] melancholische Poesie [...] immer wieder von ironischen Tönen durchbrochen.« Ach so.

Silke Scheuermann erhält also den George-Konell-Preis dafür. Auch dafür: »Ihre Sprache ist von einer erstaunlichen Kraft der Ver­gegenwärtigung. Sie kann dem Leser mit wenigen Worten zeitgenössische Szenerien vor Augen stellen. Bei ihr wirkt das nie wie eine modische Lifestyle-Reportage, sondern immer wie ein kunstvoll verdichtetes Abbild der Gegenwart«, so die Jury­begründung weiter.

Über Silke Scheuermann muss man nicht mehr viel sagen. Über Konell? Dessen Namen borgt sich die Landeshauptstadt Wiesbaden und betitelt alle zwei Jahre Schriftsteller damit. Zuletzt traf es Peter Kurzeck, Ricarda Junge und Katja Behrens.



Gerd-Peter Eigner
Die italienische Begeisterung
Roman
KiWi 2008
Romantische Ruhe

verspricht zumindest der Eichendorff-Literaturpreis. Denksde. »Sprachgewalt und Sprachkunst« zeichnen laut Jury den Gewinner Gerd-Peter Eigner aus. Gleiches Spiel wie oben, nur umgekehrt: Diesmal ist der Autor nicht gerade in aller Munde; obwohl mit Preisen überhäuft. Wie gibt es das denn? Eigner erhielt u.a. ein Villa-Massimo-Stipendium, das Stadtschreiberamt von Burg Kniphausen bei Wilhelmshaven, den Förderpreis zum Kulturpreis Schlesien des Landes Niedersachsen und die Dr. Manfred Jahrmarkt-Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung. Und jetzt auch noch den Eichendorff-Preis 2009. Und dann nur genau eine handvoll Rezensionen seines neuen Romanes Die italienische Begeisterung ... –


Vito von Eichborn wird Archäologie

Er gräbt jetzt vergessene Bücher aus. Nicht nur Wallstein will mit einer neuen Editionsreihe das kulturelle Gedächtnis erhalten (News 325), sondern auch Eichborn. Gleich zwei Anker für das rasende Novitätenkarussell. Die Auswahl Eichborns geschieht allerdings nicht »nach kanonisierter Bedeutung, sondern persönlicher Leselust«.


Symptomatisch

Die FAZ bringt jetzt, ja, jetzt – man schreibe den 10.12.2008 – eine Sammelrezension, ähem, Vorstellung des Jahrbuchs der Lyrik 2008 und der Lyrikosmose (Neue Rundschau, Heft 1/2008). Also Lyrik – die Bastion gegen Novitätenschleuderei – kann Eichborn schon mal nicht im Sinn haben. Sind doch gute Anzeichen: Lyrik ist chronisch – keine Angst, ist kein Volksvirus; wäre aber unheilbar heilsam.


Schneeweiß und schwarz

So sieht Literaturvermittlung 2008 aus. Der Autor, sein Buch, ein Wasserglas. Schwarz-weiß. Alles. Kein Flimmern, keine Werbung, kein Dumherum. Nichts, das ablenkt. Nur weiß und schwarz. Ästhetik, Ruhe, Konzentration. 20 Autoren lesen je 10 Seiten aus ihren Büchern. ZehnSeiten. So heißt die neue Seite, auf denen die Autoren nur für den Einzelnen vor dem Bildschirm lesen. Alle in Schwarz. Vor tiefem Weiß. Ursula Krechel, Rafik Shami, Norbert Gstrein, Xaver Bayer, Norbert Niemann, Julia Zange, Stefanie Geiger, Thomas von Steinecker und Thomas Meinecke sind u.a. bisher vetrteten. Die Seite soll ständig mit weiteren Autoren gefüllt werden. Gut. Das schützt vor bösen Lesungsüberraschungen. Und wer ersetzt mir jetzt den hüstelnden Nachbarn und den Großgewachsenen vor mir? Und warum gibt es keinen Vollbildmodus? Und ab wann färbt sich weiß und schwarz grau?


Klicktipps

Gisela Trahms interpretiert im Titel Magazin Mara Genschels Gedicht fleisch einfach.
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Zur Interpenetration von Literatur und Musik startet SWR 2 ein extra: Die Macht der Musik. Am 16.12.2008 räumt Marcel Beyer seine Platten aus dem Schrank, und hinterfragt seine Gedichte auf die Auswirkung seiner musikalischen Sozialisation, am 23.12.2008 zeigt Ulrich Peltzer popmusikalische Strukturen im Subtext von Teil der Lösung auf, und am 30.12.2008 gibt es eine Hommage an die verpönte a-moll.
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Literatur im Foyer vom 6.12. als Video.
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Grashalme und Schneeflocken. Ein Gedicht aus Gerhard Falkners Hölderlin Reparatur als Gedicht der Woche auf ZEITonline.
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Kratzt den Staub vom roman obsolescent [unfreie Erfindung des Verfassers], stoppt die Sintflut und taucht ab in die verklärte Vergangenheit. »Tröstend wie ein Adventslichtlein im Schnee«, so müssen laut Iris Radisch unsere Bücher angesichts der Finanzkrise sein. Wer es ernst nimmt, dem sei hier eine wonnige Buchempfehlung fürs nächste Jahr ans Herz gelegt.


In Aussicht

Nahkampf: Lesungen im Dezember.

Lauschangriff: Hörspiele:
  • Peymannbeschimpfung (15.12.2008, 00:05 Uhr, Deutschlandradio Kultur)
  • Feridun Zaimoglus Kanak Sprak (17.12.2008, 21:33 Uhr, Deutschlandradio Kultur)
  • Noch bis zum 19.12. läuft die Abstimmung zum hör!spiel!art.mix Wettbewerb auf BR 2. Es stehen 16 Stücke zur Bewertung.

Mattscheibe, auch ohne EH: Am 16.12. um 22:20 Uhr erfolgt die nächste Sendung des Literaturclub im SF. Die Leseliste von Iris Radisch:
  • Daniel Glattauer: »Gut gegen Nordwind«. (Deuticke)
  • Michael Köhlmeier: »Idylle mit ertrinkendem Hund«. (Deuticke)
  • Uwe Tellkamp: »Der Turm«. (Suhrkamp)
  • Reiner Schürmann: »Ursprünge«. (Diaphanes Verlag)

Internet-TV, mit EH: Ab 16. Dezember steht auf litCOLONY eine Weihnachtssondersendung von Lesen! online. Hier die Titel der Sendung:
  • Richard David Precht: »Wer bin ich, und wenn ja, wie viele?« (Goldmann)
  • Hugo Hamilton: »Legenden« (Luchterhand)
  • Siegfried Kracauer: »Ginster« (Suhrkamp)
  • Matthew Johnstone: »Mein schwarzer Hund« (Kunstmann)
  • Donald Friedman: »ich mischte die Farben und vergaß die Welt« (Elisabeth Sandmann Verlag)
  • Loriot: »Gesammelte Werke und Gesammelte Bildergeschichten in Kassette« (Diogenes)
  • Lois H. Gresh und Robert Weinberg: »Die Wissenschaft bei James Bond« (Wiley Verlag)

Zitat der Woche:

Diesmal von Le Clézio, der nicht an Veränderung durch Literatur glaubt: »Er [der Schriftsteller], der eigentlich nur für jene schreiben möchte, die Hunger leiden, muss entdecken, dass nur diejenigen, die genug zu essen haben, die Muße haben, seine Existenz wahrzunehmen.« Ist es so? Oder ist es so: Diejenigen, die unter der Armutsgrenze leben, schreiben sich für die geistige Elite wund, ohne, dass auch nur ein Tröpfchen Balsam zurückfallen würde.



so samma wieda gescheiter
t olle woche

ihr wf schmid

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