Der Deutsche Meister in Amerika
An wem vorbeigegangen ist, dass John Updike gestorben ist, für den sollte auch noch ein Preis geschaffen werden. Bei den großen Blättern wurde nicht gerade geknausert mit Zeilen. Nein, sie fabulierten sich förmlich in einen überdrehten Nachrufwahn.
»Der menschenfreundlichste aller amerikanischen Schriftsteller« (
Zeit) sei er gewesen, »der klügste, versierteste Schilderer der amerikanischen Mittelklasse« (
FR) und schließlich »einer der großen Chronisten der amerikanischen Gesellschaft nach dem Zweiten Weltkrieg« (
Welt). Die
FAZ, nach der er gar etwas »Mozarteisches« hatte, bestellt sich gleich ganze Nachrufhorden. Einmal
MRR, einmal
Kehlmann und dann auch noch eine Sammlung
sämtlicher Rezensionen zu Updike. Mein Favorit ist allerdings die
SZ. Eine Todesmeldung mit der Überschrift »Ein Glückskind« ist einfach zu witzig.
Schwarze Nachzügler
Wenn sich der Literaturbetrieb einmal auf was eingeschossen hat, dann schießen meistens noch mehr nach. Die
Konrad-Adenauer-Stiftung ist bekanntlich konservativ und braucht ein bisschen länger bis sie Tellkamp preist. »Der Turm hat als Gesellschafts-, Bildungs- und Zeitroman eine herausragende politische Bedeutung zwanzig Jahre nach der Wiedervereinigung Deutschlands. Es ist ein Zeugnis der literarischen Erinnerungskultur, das Geschichte und Fiktion verbindet und aufhebt, was nicht vergessen werden darf vom letzten Jahrzehnt der DDR. Zugleich ist es ein Dokument der Freiheit und Würde des Individuums gegen die Vereinnahmungsversuche einer Erziehungsdiktatur.« Dafür gibts am 1. November in Weimar 15.000 Euro.
Langgässer zu Ehren
verleiht deren Geburtstadt Alzey einen 7.500 Euro dotierten Literaturpreis. Der wurde am Mittwoch an Hanns-Josef Ortheil verliehen. »In seinem umfangreichen literarischen Werk, dessen Titel bereits Programm sind, wie Elisabeth Langgässer unterwegs auf den weißen Inseln der Zeit, spürt dem Verlangen nach Liebe nach und kennt das Glück der Musik wie auch die geheimen Stunden der Nacht mit ihren mythologischen Chiffren einer dem Humanen und Beständigen verpflichteten Literatur«, so die Jury.
Alzey vergibt den Preis alle drei Jahre an Autoren, die in der Tradition Elisabeth Langgässers stehen. Die letzten Preisträger waren Ulla Hahn, Claude Vigée, Christa Wolf und Ursula Krechel.
Druckfrisch
wird 50. Seit 50 Sendungen darf also Dennis Scheck den Wunsch so vieler Kritiker erfüllen: Bücher in die Tonne treten. Die Jubiläumssendung von
Druckfrisch wird am 1. Februar 2009, um 23.30 Uhr im Ersten ausgestrahlt. Scheck wird mit Kehlmann sprechen, hat Doris Lessing in England besucht und sucht mit Jürgen Neffe die Spuren Charles Darwins auf.
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Vom Hassen, Streiten und Schelten in der französischen Literatur. Warum sind nur die deutschen Dichter derzeit so still?
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Zitat der Woche:
»Unbequeme Autoren sind nur im Grab beliebt.« Jagoda Marinics Abrechnung
Verleger in die Fresse. Zum Glück sind doch nicht alle still.