Daniel Kehlmann provoziert mit seiner Festrede „Die Lichtprobe“ zur Eröffnung der Salzburger Festspiele.
In der
F.A.Z. komplett abgedruckt und in der SZ und FR besprochen sorgte Daniel Kehlmanns Eröffnungsrede der Salzburger Festspiele für Furore. In seiner Rede berichtete er über das Verhältnis zu seinem Vater und „kritisierte scharf den Modernisierungszwang des heutigen Theaters“, wie die Süddeutsche schrieb.
Man könnte auch sagen, dass es um das Verhältnis seines Vaters, Michael Kehlmann, zum Regietheater geht, dies stellt er einander gegenüber. Das Regietheater kommt dabei nicht gut weg, denn es sei bereits in der Bürgerlichkeit angekommen und „zur letzten verbliebenen Schrumpfform linker Ideologie degeneriert.“ Die
Welt schließt sich Kehlmann an und formuliert es – quasi kompakt – so: „Regietheater ist Unsinn“.
Kehlmann beginnt seine Rede mit Max Reinhardt und einem Zitat, in dem das Theater mit dem Gewerbe der Prostitution verglichen wird. Kein Wunder also, wenn die Kritik in harschem Ton antwortet: „Diese Rede ist ein Musterbild dumpf-reaktionären Denkens, ressentimentgeladen und argumentfrei zugleich.“ (Frankfurter Rundschau). Szenisch wird die Rede mit seiner ersten Begegnung mit dem Theater in seiner Kindheit angereichert, was zum Titel „Die Lichtprobe“ führt. Auch dabei tritt sein Vater auf.
Am Ende erläutert Kehlmann, worum es seiner Ansicht nach in der Kunst gehe: „Die Wahrheit auszusprechen, also über unsere von Konvention und Gewohnheit eingeschnürte Natur, die Wahrheit über das eine kurze Leben, das wir führen.“
Wenn einer über nicht weniger als die Wahrheit spricht, kann er sich sicher sein, dass schnell andere Wahrheiten auf den Plan treten wie beispielsweise diese Einschätzung: „Kehlmann selbst rührt dann eine nun wirklich krude Mischung aus Avantgardismus, Liberalismus, Konservatismus und Kaiser Wilhelm an ...“ (Frankfurter Rundschau).
Bei der Eröffnung hat er seinen Applaus jedenfalls bekommen.
Zur Rede: Die Lichtprobe