POETENLADEN - neue Literatur im Netz - Home
 
 
 
 
 
 
 

Der Trost liegt im Trotzdem
Christian Saalberg

Nachruf von Arne Rautenberg – Kieler Nachrichten 2006
Ausschnitt | Buchregal, Christian SaalbergDer Mensch bleibt lebenslang auf der Suche, am besten dort, wo er auf Antwort hoffen kann. Dem Dichter Christian Saalberg ist dieses Suchen eindrucksvoll gelungen, denn seine in den letzten 42 Jahren vollzogenen Erkundungen fanden im poetischen Raum statt. Das erschaffene Vermächtnis umfasst 23 Gedichtbände, die zunehmend das Phänomen des Todes umkreisen und staunen machen. Das Sehnen nach Einfachheit endet oftmals in Komplexität – und weil Saalberg um diesen Umstand wusste, kam er den undurchschaubaren Auswüchsen des Lebens mit einfach, originellen Bildern bei und gab seinen Versen gern einen paradoxen Anstrich, der zu glänzen beginnt, sobald er aufgelesen wird.

Christian Saalberg, dessen bürgerlicher Name Christian Udo Rusche war, wurde 1926 im Riesengebirge geboren, überlebte schwer verletzt die letzten Kriegswirren und ließ sich nach dem Studium in Kiel als Rechtsanwalt und Notar nieder. Seit 1991 lebte er als freier Schriftsteller in Kronshagen. Trotz einschlägiger Literaturpreise wie dem Lenau-Preis und dem Eichendorff-Preis, trotz der Qualität seiner Texte, prominenter Fürsprecher und dem ernormen Ausstoß an Gedichtbänden, ist die Größe und Schaffenskraft dieses Mannes vom Literaturbetrieb weitgehend unbemerkt geblieben. So harrt jetzt ein gewaltiges Œuvre der Entdeckung. Christian Saalbergs Lyrik stellt sich den unausweichlichen Dingen: sie schafft es, gegen alle Wirren, Mühsal und Endlichkeit des Lebens einen hellen und klaren Ton zu setzen – der Trost seiner Worte liegt im Trotzdem. Die Poesie hat ihn zu einem Sehenden gemacht und es ist unser Glück, von den geschlossenen Kreisen seiner Verse erfahren zu dürfen: »Wenn alles zuende geht, spreche ich noch einmal das Wort ANFANG aus.«

Zum Christian-Saalberg-Portrait
Arne Rautenberg       08.05.2007

Arne Rautenberg Lyrik