Brigitte Fuchs
Handbuch des Fliegens
Kurzkritik
Präzise Lakonie
Bilder sind da wie imprägniert von konzentrierter Lakonie. Alles was saftig gefühlsübervoll werden könnte – und es bei andern Autoren auch ist –, das entfeuchtet Brigitte Fuchs im Lichtschein ihrer sensiblen Blicke. Diesen Ausdruck habe ich noch nie verwenden können: Trocknende Lakonie. Hier erleben wir sie. Alles was feucht ist und üppig tragen der Leser und die Leserin in diese Gedichte hinein. Und es ist erstaunlich, wo und wie Brigitte Fuchs ihren Lesenden die Gelegenheit gibt, es zu tun. Als sähe sie die Leserphantasie von Anfang an als Vollender ihrer sparsam akzentuierenden Striche, ihrer transparent grundierten Weissstellen im Sprachbild. Und selbst dort, wo es nichts gibt, „was ich mir merken müsste“, ruft die Dichterin eine Fülle an Vorstellungen hervor, die sie uns, die Lesenden, zu erstellen bittet.
Soll ich es so sagen: Sie benennt die Dinge, ohne sie zu beschreiben. Und bringt sie gerade dadurch in eine kristallhaft geschliffene Fassung. Selten bis jetzt ist meine Mitwirkung bei der Lektüre derart ernst genommen worden wie hier. Ich fühle mich wohl auf dem mir zugeteilten Platz. Ich hätte Lust, so kühn zu sein und von der Emanzipation des Lesers zu sprechen. Sie geschieht an poetischen Entwürfen, deren Kargheit mitunter Grandiosität provoziert.
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Peter K. Wehrli
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