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Simone Unger
Rast
In einem von Mauern umgrenzten Graben fand ich etwas weichen Grund. Leicht über das Wasser gehoben, zeigte sich Schlamm, Moos auch und ein paar Halme Gras. Auf dieses schmale Stück legte ich mich, das Bein leicht abgespreizt, auf die Seite und mit einer Hand mich abstützend, suchte ich Halt. Rasch zog die Nässe durch den Stoff bis an die Haut, worunter in den Adern das Blut pulsierte, als feines Rauschen in den Ohren klang. Mücken surrten, Asseln krochen heran. Eine Ameise auch.

Von fern hörte ich das gleichmäßige Plätschern eines Laufs, als etwas nur, das Nähe sucht. Wie fließend er die Pfoten aus dem Wasser zog und wieder tauchte, leicht vom Gewicht des Hungers wohl. Ich rührte mich nicht, ich blieb liegen ganz starr und lauschte seinem Atem bei mir.

Lange schlief ich, wurde erst wach, als der Boden tief eingesunken war und sich die Schichten zu immer feinerem Korn zusammen geschoben hatten. Wie tief mochte ich sein, kaum noch konnte ich sehen, wohin es mich trieb, schon floss Wasser, und der Boden wich weiter zurück. Alles zog nach unten, zu einer neuen Insel, die ich von mir schuf, für andere bald oder zu späterer Zeit.

Simone Unger  15.12.2009   

Simone Unger
Prosa