Steffen Popp
Winter, Jerusalem
Ich bete, ich bete, allein
zwischen Grünpflanzen kaue ich Chips, salziges Manna
–
Stadt, leeres Gebirg, der Mond zielt
mit der Gelassenheit eines Maurers
über die Gräben …
Die Sterne sind matt, eine Brailleschrift
im gelben Hauslicht, unten am Tor stehen die Schinder
ein Haufen Nullen, schneeäugig
verkrachte Dämonen mit Trillerpfeifen -
aber die Welt atmet weiter
an meinem Fenster, kein Fluch
treibt sie aus ihrem Geheimnis
kein Wurm nagt sie an, kein Gebrüll eines heiligen
Rinds
kann sie erweichen! –
feldweit, unter Schneezäunen
sinkt sie zurück, in einen Schlaf aus Granit
auch sinkt das Meer, auch sinken
die großen Meer-Säuger, und alle Engel
sinken zurück
in ihre Schöpfungsgelenke –
in einem Schneeglas, vor mir
stürzt alles ein, schütteln die Sterne sich
aber nichts mäßigt die Dinge
in ihrem Gewicht, treibt die Dämonen aus
diese Armleuchter –
unten am Tor stehen sie unverwandt
fröhliche Schneetreiber
auf ihre Schaufeln gestützt, spielen Trick-Track
und ihre Hüte, dort in der Tiefe
schwanken wie Wurfscheiben …
Aus: Wie Alpen. kookbooks 2004
Steffen Popp 04.04.2009
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Steffen Popp
Lyrik
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