Mit ihrem Gedichtband Salinenland hat die in Leipzig lebende Lyrikerin Katrin Marie Merten ein stimmiges und eigentümliches Debüt vorgelegt. Beim Lesen der in fünf große Kapitel gegliederten Texte ist es zuerst einmal die Atmosphäre des Ganzen, die einem nachgeht, ohne daß man genau wüßte, woran das liegt. Es ist eine Art inneres, um Unausgesprochenes kreisendes Beben und Zittern, um das diese Gedichte kreisen. Es zeichnet die Schreibweise Katrin Marie Mertens aus, daß sie sich den Dingen und Geschehnissen auf eine verhaltene, indirekt-zeigende Weise nähert. In den stärksten Texten des Bandes, die sich, meinem Empfinden nach, vor allem im dritten und im fünften Teil finden (speziell das Gedicht „Das Gehen in Silben“), gelingt es Merten auf beeindruckende Weise, innere Veränderungen durch Wahrnehmungsverschiebungen auszudrücken. So sind etwa jene Gedichte, in denen es um die Krisen einer Liebesbeziehung zu gehen scheint, auf bemerkenswerte Weise diskret, indem sie die Bruchstellen jeweils nur andeuten, sie auf die Wahrnehmung äußerer Vorgänge projizieren, es dem Leser überlassen, herauszufinden, was wirklich geschehen ist. Dieses Vorgehen der Gedichte, ihren permanent die Konturen ent- und verschärfenden Tonfall, gewinnt man von Beginn an durchaus lieb, und Merten bleibt diesem einmal errungenen Stil das gesamte Manuskript über dann auch weitgehend treu. Wäre Salinenland aber von seiner inneren Anlage her nicht ohnehin ein großes, sich in die einzelnen Texte aufsplitterndes Gedicht-Ganzes, würde einem diese stilistische und klangliche Konsequenz problematisch erscheinen; so aber, unter diesen Voraussetzungen, ist die Gestalt des Ganzen absolut adäquat und überzeugend.
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Stephan Turowski
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