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EIN GLOCKENGIESSER schreitet über die Stoppelfelder.
Irgendwo erwartet ihn seine Schwester.
Er ähnelt ihr, sein Herz jedoch ist viel weicher als ihres.
In den Dörfern hocken die Alten.
Sie grüßen nach allen Richtungen.
Hühner scharren im Dreck.
Von den Wänden bröckelt der Lehm
und die Schindeln der Dächer sind durchgefault.
Die Schwester trägt einen Brief in ihrem Strump?and
den Brief aus Löschpapier und nicht mehr zu entziffern.
Wenn er an ihrem Schenkel reibt, stöhnt ganz Rußland:
Wann endlich kommt der Erlöser
und ist er am Ende so blond wie der san?e Wladimir?
Die Herztöne rinnen wie Wachs von den Glocken.

Aus: Heikles Handwerk. 66 Fallstudien. poetenladen 2010

Thomas Böhme   16.04.2010    

Thomas Böhme
Lyrik
Heikles Handwerk
Nachklang des Feuers