Tobias Sommer 
Abendsonne (zu Besuch) 
 ihr sagt ich müsse nicht warten ich wünsche mir   
ich könnte ein Leben lang warten 
während ich eure Stimmen höre aus dem Schlafzimmer 
über mir Worte zusammenhanglos ein Dialog 
ohne Antworten auf Fragen die später kommen werden 
wenn Eigentümer unfreiwillig wechseln ihr erzählt 
euch Geschichten von Riesenwellen die Häuser 
überrollen in denen wir einmal gewohnt haben 
trotzdem stehen wir am Strand schauen in die Gischt 
bis das Rot kein Sonnenuntergang mehr ist 
ich muss aus der Brandung zum Sterben auf den Balkon 
die erste Zigarette mit vierzig 
ich ziehe den Rauch in die linke Herzkammer sehe unter mir 
den Hinterhof getrennt vom Licht einer Straßenlampe 
meine Schaukel zwischen dem Schatten der Fensterbänke
 
komm rein es wird dunkel höre ich niemanden rufen 
das Nikotin wird mein Nervensystem erreicht haben 
das Gefühl 
nie mehr schaukeln zu können
   
Tobias Sommer   26.08.2008    
 
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 Tobias Sommer 
Lyrik 
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