Wulf Kirsten
am drehkreuz
über grasverfilzte hügelschwünge,
bald schon wieder völlig verbuscht,
den wiesenhügel hinab, waldsaumbeschattet,
im unland aufgelaßner koppeln
hinterlassen ein drehkreuz,
ausgedient praktisches gestänge,
von nesseln überwuchert, dem rost
überlassen, der es frißt,
eingangspforte zu steil abfallendem pfad,
tief unten murmelt ein rinnsal
aus felsiger schlucht – stürz bloß nicht
hinein, sagt wer, da gehts glatt hinein
in den orkus, paß auf, gib acht
auf jeden tritt, mit erhobnen armen
hindurch, noch hab ich mich
nicht ergeben, wenn auch von der ödmark
gebrandmarkt, jetzt nicht noch
die füße verheddern in den schlingen
niedergefetzter drähte – als ich
das drehkreuz kreisen ließ,
sah ich erstaunt, wie mühelos es sich
noch immer um die eigne achse drehte –
flügelleicht geführt in bewaldete welt,
sich selbst überlassen, wäre nicht ich
ihr schrittlings zu nahe getreten.
2009
Erschienen in poet nr. 8
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Wulf Kirsten
Lyrik
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