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Gabriel Rosenstock
Ich öffne mein Gedicht

Ich öffne mein Gedicht den lichten Dingen.
Tretet ein, Orangen, Löwenzahn,
herzlich willkommen!
Setzt euch doch,
ich komme gleich.

Mein Gedicht betritt
ein hübscher Kuckuck, Schnee im Schnabel.
Willkommen!

Was ist das?
Eine Myriade Sonnenstrahlen.

Ich öffne mein Gedicht allem, was ist,
was sein wird, was war,
was sein könnte.
Eine falsche Entscheidung.

Hier kommt
ein alter Kater,
einen Taubenfuß im Maul
(das mußte ja kommen).
Setz dich hin.
Gib acht auf den Kuckuck,
er hat Schnee im Schnabel.

Mach's dir bequem
zwischen
Löwenzahn und Orangen.
Woher kommst du, alter Kater,
wo ist der Rest der Taube?

Ich öffne mein Gedicht den Elementen,
den lebenden und den toten.
Da tritt ein Efeu ein und schleppt
gleich eine ganze Mauer mit.
Die Mauer fällt auf den Kater.
Dies ist, auf seine Art,
ein tragisches Gedicht.

Irgendwo auf dieser Erde
fällt eine Mauer auf einen Kater,
auf ein Kind.

Ich öffne mein Gedicht erneut den lichten Dingen,
doch es gibt keine mehr.

 

Ein Archivar großer Taten. Edition Rugerup 2007
Aus dem Irischen von Hans-Christian Oeser

Gabriel Rosenstock   19.04.2007   

Gabriel Rosenstock
Lyrik