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Charlotte Rampling in einem Hotelzimmer
in Arles, nachts. Nackt wie Newton
sie schuf: auf einem Tisch. Auf einem Stuhl
die Beine, durchgehend geöffnet,
als habe sie einen Liebhaber
aus den Flügeltüren ihrer Schenkel
entlassen und erwarte den nächsten.
Also: komm rein, wenn du ein Liebhaber
bist, ein Liebhaber zierlicher Vögel, die
auseinanderfliegen bei der geringsten Bewegung,
und die nur Blinde & Blöde für ihre
Titten halten. Sieh genau hin.

Das Zimmer. Fünfarmiger Leuchter, ein Teppich
aus mindestens Isfahan, Spiegel und Schnörkel und
Möbel, die schwersten Bedenken gegen das
Verrücktwerden. Und dann die Rampling:
auf ihren Rippen kannst du Klavier spielen.
Magere Melodien. Präludien einer Hotelsuite
für Klavier und einsame Körper. Also komm,
wenn du ein Liebhaber bist und Hände hast:
das ist ihr Körper. Alleingelassen. Und das
ist ihr Blick. Gelassen allein.

Diese Augen. Die grünen Scherben einer Flasche,
die ein Bedauern kühl und klar gehalten hat.
Ich weiß nicht, was sie zerschlug. Ein Verlangen
vielleicht. Das einzige, was brennt. Kein
Licht und die Liebe: nur Haut und Knochen.
Hellmuth Opitz    29.08.2009   
Hellmuth Opitz
Lyrik