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Horst Samson
DER FELDHERR BLICKT ZURÜCK INS MEER


Die Liebe, sag ich dir, sie ist ein Schloss
Aus Sand im Getriebe und erzählt die Geschichte
Eines verlorengegangenen Lebens. Eines Tages,

Der endlos scheint, wachst du auf und hinterrücks trifft dich
Die Botschaft in den Rücken: Das Märchen – es dauerte und dauerte
Und ist jetzt tot. Vielleicht hast du es schon geahnt: Kein Wahnsinn

Währt länger als die Helden sich übers Schlachtfeld schleppen,
Taub von Kriegsgeheul und Friedensgebeten leben sie
Die Endlichkeit ihrer heiß umfochtenen Biographien.

Traurig sind sie, diese Lebensläufe, herzbrecherisch scheint aus
Dem Himmelsgrau die platte Vorlage, die Fiktion, die Utopie
Verlogener Drehorte, Drehworte – Geschwüre brechen auf,

Vor der Kamera. Zweieinhalb Stunden lang versinken
Die Figuren in Nichts und Nebel, vergessen sind
Die Schwüre, es trifft dich jener raue Mund der Heiligen

An deiner Seite, der dich anhimmelte
Ein anderthalbes Leben lang. Kein Beten hilft, verloren
Die Schlacht, verloren die schönen Episoden aus

Dem Gedächtnis gestrichen und alle Erinnerungen
Haben einen leichten Beigeschmack von Blut und unbekannten
Landkarten. Denn es sind nicht die Dünen von Maspalomas,

Die zerrinnen zwischen den Fingern, es ist der schwarze Sand
Am Strande mit „Gottes Finger“ auf Gran Canaria – Schluss
Bild ohne die blonde Braut am Ufer deines Meeres,

Das unverletzt noch vor dir schwärmt. Die Küsse künden
Schon vom nahenden Unheil, vom Blendwerk
Liebe, besiegelt an einem einzigen vernichtenden Tag.

 

Horst Samson  14.04.2009

Horst Samson
Lyrik