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Mario Tomasegovic

 Mario Tomasegovic geboren 1969, studierte Kommunikationswissenschaften in München und war als Redakteur bei Premiere und beim DSF tätig. Er schrieb Kurzgeschichten und Erzählungen während des Studiums und Berufs, basierend auf Kriegserfahrungen im ehemaligen Jugoslawien. Medienberater. Preisträger des Hugendubel-Kurzkrimiwettbewerbs 2005.


 
 
Debütpreis für Mario Tomasegovic, Oktober 2005

Mario Tomasegovic überzeugte die Jury mit einer bildhaften, nahe gehenden Sprache. Er hat sich ein grausames Thema gewählt – den Krieg. Genauer: Das Sterben in Kroatien. Krieg ist vielfach in der Literatur dargestellt und oft surreal behandelt worden. Zweifellos ein schwieriges, ein kaum zu bewältigendes Thema.

„Er nahm einen Schluck Slibowitz, würgte zwei giftgrüne Ecstasypillen hinunter, auf denen das Gesicht von Micky Maus lachte, und schrieb weiter: In der Nacht erlagen fünf Kameraden ihren Verletzungen.“ In diesem Satz haben wir das Spektrum der sprachlichen Mittel, deren Mario Tomasegovic sicht bedient. Es ist bemerkenswert, wie der Erzähler hier sowohl auf den Fundus der Konvention zurückgreift als auch selbstverständlich Gegenwart einfängt. Micky Maus und Tod, Ecstasy und Krieg verschmelzen zu einem großen Bild des Kriegs, des Hohns, der Verzweiflung und der Trauer.

So bleibt die Frage, ob die Expressivität der Sprache ein adäquates Mittel ist, literarisch der Grausamkeit des Krieges zu begegnen. Dagegen stände die Haltung, dass angesichts des Unfassbaren nur eine Reduktion sprachlicher Mittel, das Schreiben am Rande des Verstummens, möglich sei. Betreibt Schreiben, gerade auch Schreiben, das auf den starken Ausdruck vertraut, nicht letztlich - in der Relation zur tatsächlichen Grausamkeit – bloße Verharmlosung des Kriegs? Der Autor Mario Tomasegovic versucht eine Antwort darauf zu geben. „Wenn ich schweige, sterbe ich“, heißt es in seinem Text. „Also rede ich und sterbe.“

Jury "Debütpreis Online" über Mario Toamsegovic - Tagebücher eines Prometheus (Prosa)

Mario Tomasegovic
Prosa