Im Freibad
Ein lauer Wind am Beckenrand und
Stockrosen, die ihre Blüten
wie ein vergessenes Wissen entfalten.
Wie auch die Erde unter uns sich dreht,
uns mitnimmt, stündlich peilen wir
den Stand der Sonne übern großen Zeh.
Schlotternde Kinder laufen, aufgezogene Küken,
unter die Handtuchflügel ihrer Mütter.
Brustschwimmer verrichten ihre Stoßgebete.
Der Wind fährt unter das Gewölb der Hand.
Den Muschelton im Ohr, gleit ich
kopfüber ins schimmernde Wasser hinab.
Bevor die Nacht, geschmeidig wie die Eidechse,
den Berg hinunterhuscht, tauch knapp
ich über dem fliehenden Schatten hinweg.
Mein Abbild schwimmt dort unter mir, schön
abgekupfert von der Höhlenwand in der Sahara.
Im Gras dann hinter geschlossenen Augen liegen.
Mathias Jeschke 22.11.2006
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Mathias Jeschke
Lyrik
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