POETENLADEN - neue Literatur im Netz - Home
 
 
 
 
 
 
 
Richard Pietraß

Das Erwachen


Des Morgens kam sie in mein Bett geglitten. Ich lag
Noch im Kokon des Schlafs, da sie an meine
Schläfe pochte und ich die Arme wie zum Flug auftat.

Sie pellte mich aus meiner Fadenhölle
Und hüllte mich in ihren Nesselduft
Da ich von einer Brise träumte:

Das Laken steif von unserm Speichel
Während in der Kopfsteinpflasterstille
Unreife Eicheln in den Rinnstein tropften

Hüpfende Echos unsres Falterflugs.
Die Sonne schnellte hoch, es war genug. Gebieterisch
Der Herdenruf entlegener Geschäfte.

Es ging die Tür. Ich rieb den Sand
Aus dem gewaschenen Augenspalt
Und badete im Strom gesalzener Säfte.

Aus: Vorhimmel, Liebesgedichte, Gollenstein 2003

Richard Pietraß    01.01.2010   
Richard Pietraß
Lyrik