Timothy Donnelly 
 Siebenundzwanzig Requisiten für eine Inszenierung  
 von Eine Lebenszeit 
  
Lass da  Lampen jedweder Art sein, was immer       
sich auf den Müllbergen findet. Lass den Zufall 
bestimmen wie viele, aber achte darauf, 
nur Niedrigwatt-Birnen zu verwenden, und lass den Löwenanteil 
während der Vorstellung flackern. 
Insbesondere eine Bogenleuchte sollte gewissenhaft pulsieren 
auf der windabgewandten Ecke eines  Escritoires, 
welcher ein Tisch zum Schreiben oder eine ausgehängte Tür
 
auf Sägeböcken ist. All das wird von einem Wirrsal 
von Pigmenten bekleckst sein und Geschichte bedeuten.
 Staub ist generell auf der gesamten Möblierung. 
Du bist sehr müde. Du bist sehr erschöpft. 
Auf dem Boden ein  Teppich, seine üppigen Verzierungen 
wie die Gesichter des Winds auf alten Landkarten. 
Und lass da  Landkarten sein, von denen mindestens die Hälfte 
die Welt gemäß einem zersplitterten Jahrhundert neu erfindet:
 
ein Chaos, zusammengeflickt. Jetzt zur  Wanduhr, 
die gewaltig über jedem Akt hängt. Lass sie uns so einstellen, 
dass die Stunde in einer Minute abläuft, die Minute 
im Handumdrehen. Greif Dir einen riesigen  Spiegel
und häng' ihn in göttliche Position - also zu hoch für menschliche Reflexion. 
Und wie nennst Du das noch mal, wenn Du das Kratzen 
der Klingen aller Schöpfung nicht mehr erträgst? 
Da wird ein  Eimer davon sein, ein andrer für den  Talg,
 
ein dritter bezeichnet SESAM, aber voll  Sand. 
Platziere letzteren in wohl durchdachter Entfernung 
vom Käfig aus Bambus, indem ein  Vogel Strauss, gerupft, 
wie Tantalus aufrecht steht, sein Schnabel ständig 
auf dem Weg zum Rand des dritten Eimers. 
Will der Vogel den Samen, oder kennt er den Trick 
und versucht krampfhaft, in Panik, seinen Kopf im Sand zu vergraben? 
Wird es jemals enden? Aber wen frage ich denn?
 
Trag deine Sorgen aufs  Sofa, lege Dich hin. 
Auf jeder Seite eine Säule von Büchern und ein französisches
 Magazin. Schneller als Du denkst, 
ist immer Mitternacht. Jetzt schießt die  Eule der Minerva 
wie im Flug den Nickeldraht hinunter. 
Jetzt pumpt eine gewisse  Feuchtigkeit aus der angespannten Faust 
einer kalten  Apparatur, einer Art umgekehrten 
Heizkörpers, und Du kannst ihn nicht kontrollieren, und hübsch ist er nicht.
 
Sag, dass Du mich liebst. Da ist eine abgetrennte  Hand, 
oder ist es die Schale einer Frucht? Sage, dass Du mich liebst, 
und ich bin nett zu Dir. Nimm Deine Panik zum  Schlittenbett, 
falle hinein. Da gibt's einen Fetzen von  Erika
und eine gesprungene  Karaffe auf der Steuerbordseite. 
Schneller als Du denkst, ist es immer nie. 
Du weißt doch, ich hasse es, wenn Du winselst, oder? 
Jetzt mach diese riesigen zweideutigen Glupscher zu.
 Übersetzung: Barbara Thimm                                                                                    Aus: Die neue Sicht der Dinge. luxbooks 2008 
(Twenty-seven Props for a Production ... Grove Press 2003)
 
Timothy Donnelly    12.07.2008 
 
 
  
  
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