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Alina Herbing

Strickversuch

Unter uns haben sich Stühle zusammengerottet. Ich fädle mich an den Tisch. Zwischen den Stimmen von zu Hause nähe ich Lider zu, knöpfe Lippen auf. Während uns die Blätter auf die Köpfe fallen, dort in kleinen Bergen liegen bleiben und rascheln beim Zusammenstecken. Gläser werden leerer, Fäden reißen und ich falte mein Bier zusammen und schneide mich ab.




Wechselbank

Ein Virus zerstört in wenigen Sekunden die Fotos deiner Tochter. Das schwarze Loch daneben soll ein Fenster sein, darunter eine Bank zum liegen, sitzen, schlafen, spritzen. Alles abwaschbar, alles desinfizierbar, alles unsichtbar. Zum Schnellnachhausebringen, Schnellinsbettchenspringen, zum Fahren, mit Viren an den Wänden.




zuhalten

Wenn du auftauchst gibt es keine Himmelsrichtung. Planken führen uns oder Pfeile oder Hausaufgaben. Ein Magnet in einer kleinen Stadt, der andere in der Stoßstange oder im Chip hinterm Ohr. Gestrichelte Hilfslinien leiten uns zum Fluchtpunkt. Das Weiße führt ins Schwarze. Mit den Augen an den Bäumen festhalten geht nicht, denn im Havelland steht Hamburg über Prenzlau. Später verwischen die Hilfslinien im Lichternebel, aber den Fluchtpunkt erreichen wir trotzdem.




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Eine Bildzeitung liegt erfroren am Straßenrand. Ich male Dreck an die Scheiben. Da ist noch ein bisschen Herbst im Wald, aber der Schnee schmilzt sich schon durch die Socken. Ich spiegle mich ein wenig im Stau, dann lege ich mich zu den LKWs in die Gräben und zähle mich mit Scheinwerfern in den Schlaf.




Wasserglas

Im Wind liegt jemand. Ich habe ihn erst gar nicht gesehen, aber sein Schlaf weht zu mir rüber und verschwindet in meinen Lungen. Auch wenn das Holz unter meinen Füßen knarrt, mache ich die Augen nicht auf. Ich setze mich in die Dünen bis ich auf einem Bild zu sehen bin, auf dem das Meer an meinen Haaren reißt. Der Sand ist zu weiß für Regen. Ein paar Scherben sammle ich aus der Gischt, aber nicht alle Kanten sind weichgespült.

Alina Herbing   14.03.2011   

 

 
 
Alina Herbing
Prosa