americana@poetenladen
Eine Reihe zur US-amerikanischen Lyrik
Herausgegeben von Annette Kühn & Christian Lux
EInleitung
In regelmäßigen Abständen präsentieren wir in dieser Reihe ein Gedicht eines US-amerikanischen Dichters. Im Zentrum stehen Gedichte, die sich mit Fragen der Wahrnehmung auseinandersetzen, ein Schwerpunkt liegt auf solchen, die sich mit den USA und dem Amerikabild beschäftigen. Es ist dies also keine literaturwissenschaftlich relevante, nach Schulen, Manifesten oder Poetiken sortierte Anthologie, sondern eine Versammlung von Gedichten bedeutender und/oder spannender junger Dichter, die so nur in den USA geschrieben werden können. Vertreter aller Formen, Schulen und einzelgängerischen Varianten sollen dabei allerdings zu Wort kommen. Das wird natürlich nicht zu schaffen sein, so aber lautet das formulierte Ideal. Scheitern kann Freude machen.
Die amerikanische Lyrik ist vielgestaltig, pulsierend, verunsichert, aggressiv, verspielt, überkomplex und vereinfachend zugänglich zugleich. Das sehr amerikanische „dennoch“ formt auch den kritischsten Abgesang zu einer Hymne an die Ästhetik des menschlichen Strebens und Fehlens. In der amerikanischen Lyrik ist der Mensch vorläufig mit und auch aufgrund seiner Zestörungskräfte schön zu nennen. Ein sehr uneuropäischer Gedanke ist das, unerhört, ambivalent und in die Zukunft gerichtet. In der amerikanischen Dichtung des 20. Jahrhunderts haben sich viele kaum zu vermessende Spielarten, thematische und sprachliche Vielfalt, ein Formen- und Stimmengewirr gebildet, das letztlich nur eines gemeinsam hat: das Vexierspiel mit dem und um den Begriff der Realität. Dass Wahrheit, Realität und Authentizität nicht fassbar sind, nicht beschreibbar bleiben, dass es sie vielleicht gar nicht gibt, das alles wird kurzerhand umarmt und besungen: den scheinbaren Verlusten wird nicht sehnsüchtig nachgeforscht, vielmehr wird die Unsicherheit zur poetischen Grundhaltung, somit Ausgangspunkt statt Sackgasse. Dichtung als Schwebezustand.
Christian Lux und Annette Kühn
14.10.2009