americana@poetenladen
Eine Reihe zur US-amerikanischen Lyrik
Herausgegeben von Annette Kühn & Christian Lux
Robert E. Hayden
Those Winter Sundays
Sundays too my father got up early
and put his clothes on in the blueblack cold,
then with cracked hands that ached
from labor in the weekday weather made
banked fires blaze. No one ever thanked him.
I'd wake and hear the cold splintering, breaking.
When the rooms were warm, he'd call,
and slowly I would rise and dress,
fearing the chronic angers of that house,
Speaking indifferently to him,
who had driven out the cold
and polished my good shoes as well.
What did I know, what did I know
of love's austere and lonely offices?
Jene Sonntage im Winter
Auch sonntags stieg mein Vater in der Frühe
in seine Kleidung in blauschwarzer Kälte,
mit rissigen Händen, von der Wochen-
arbeit wund, von Wettern herb, fachte
er Glut zu Flammen. Keiner, der je dankte.
Ich wachte auf und hörte Kälte splittern, brechen.
Sobald es warm geworden, kam sein Ruf,
und langsam würd ich aufstehen und mich kleiden
in Furcht vor jener steten Wut des Hauses,
Gleichgültig spräche ich mit ihm,
der gerade noch die Kälte ausgetrieben
und der auch meine Schuhe noch polierte.
Was wusste ich, was wusste ich
von der gestrengen Einsamkeit des Liebens.
Aus: Aus: Collected Poems. Liveright Publishing Corportation, 1985. Copyright © 1962, 1966 by Robert Hayden. Copyright © 1985 by Emma Hayden. Reprinted with the permission of Liveright Publishing Corporation
Robert E. Hayden
Der 1913 geborene Dichter Robert E. Hayden, der zu Lebzeiten einer der einflussreichsten afro
-amerikanischen Lyriker war, wurde nach seinem Tod 1980 lange Zeit lediglich auf das hier vorgestellte Gedicht reduziert, das zu allen Vatertagen zum Pflichtprogramm gehört und zu einem der meist anthologisierten Gedichten der englischen Sprache zählt.
Haydens formal strenge Lyrik wurde ab Mitte der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, zahlreiche Preise und Ehrungen folgten. 1976 wurde er der erste afro-amerikanische Lyriker, der den Vorläuferposten des heutigen Poet Laureate der USA bekleidete. Sein berühmtestes Werk ist das Langgedicht Middle Passage.
Den Großteil seiner akademischen Karriere verbrachte Hayden als Englischprofessor an der Fisk University. Von 1969 bis 1980 lehrte er an der University of Michigan. Während in den 80er und 90er Jahren sein Einfluss geringer wurde, mehren sich Stimmen wie die des einflussreichen Kritikers Harold Bloom, die Hayden unter den wichtigsten US-amerikanischen Dichtern des 20. Jahrhunderts genannt wissen wollen.
Lyrik
Heart-Shape in the Dust, Falcon Press (Detroit), 1940.
(With Myron O'Higgins) The Lion and the Archer, Hemphill Press (Nashville), 1948.
Figure of Time: Poems, Hemphill Press, 1955.
A Ballad of Remembrance, Paul Breman (London), 1962.
Selected Poems, October House, 1966.
Words in the Mourning Time, October House, 1970.
The Night-Blooming Cereus, Paul Breman, 1972.
Angle of Ascent: New and Selected Poems, Liveright, 1975.
American Journal, limited edition, Effendi Press, 1978, enlarged edition, Liveright, 1982.
Robert Hayden: Collected Poems, edited by Frederick Glaysher, Liveright, 1985, with an
introduction by Arnold Rampersad, Liveright, 1996.
Audio
Robert Hayden liest Soledad
24.05.2010