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Boris Preckwitz
Rimbaud revisited

es herrscht die sprache, die nicht halt macht
am beton der blocks, am stacheldraht,
als schlacke heißer straßen, so klingt krieg
im inneren der rapublique. wo wortkokarden
die basecaps schmücken, grün wie die banner
der maqbara, und namen nachts als asche
aus klingeltafeln fallen, tags gehen vokabeln
an den start und jagen über katarakte aus asphalt
stadtein zur kasbah ihres vaterlands.
  und alle sprachen haben
für alles namen in der welt und sind
ihr offenbarung, wachheit und waffe,
stacheln den tchatche in den galeeren auf
gegen die galimathias kleiner korporale, die
im schatten ihrer kasematten ein laktat
in schwarze brüste träumen, das nach weihrauch schmeckt:
  marseille – im leisure der levante
entsteigt die weiße jungfrau ihrem sarkophag
aus salz und tauft mit segensvollem blick
die vulva der nation: auf hafen, den man kaum
vor lauter masten sieht, auf stadt wie ein
verwaschenes mosaik, wo nymphen sich von
meeresfrüchten sanft begatten lassen.
  ein âge d'or-bodensatz – in den ovarien der piers
horten amphoren die kosmetika aus asia minor,
tangwälder konfiszieren die kanopen und kanonen
des irren korsen, konterbande wandert
in die keller: prisen und pässe, transit visa der getrandeten,
nur ein paar glasen noch entfernt von den passagen
nach veracruz und casablanca hafen.
  käptn charon aber fläzt
am abend an der gangway, mit der swastika am arm. man sieht
den staub der razzia sinken in den gassen, deren fenster
verriegelt scheinen mit zerfleddertem gefieder.
als souvenirs: so schweigen die minuten
in suiten ausgeblichener hotels, die ihre ruhe
jahrhunderther aus inneren blutungen beziehen.
und ihn, dem hier der krebs den atem raubt,
trägt sternenklares fieber wie mit sohlen
aus wind nach suez fort, der seegang spiegelt
strahlen als arabesken auf den bug der barke,
  schrift aus licht.

(Erstveröffentlicht im Gedichtband: szene.leben, Passagen Verlag, Wien 2009)

Boris Preckwitz   2014   

 

 
Boris Preckwitz
Lyrik