Christophe Fricker
Abend im Krisengebiet
Durchmüdet warte ich auf meinen Bus.
Ich übersetze eine Zeile hin:
„Belaubt vielstimmiger Befehl“ – zu kurz.
Die unbrauchbare Nähe der Spondeen.
Und schon das Original hat keinen Sinn.
Du rufst aus nächtlichen Protesten an,
Kommst leider später erst am Bahnhof an.
Nicht weit von einem Zeitungsstand entfernt
Brennt eine Botschaft. Diesen Krieg willst du
Aus nächster Nähe sehen. Alles droht.
Mein Tagebuch ist eine Dose Bier,
Die e-mail mit dem Titel: Wo bist du?
Die ich dir neulich wieder schrieb.
Ich warte auf den Bus. Du rufst hellwach
Und unrasiert an, schaffst es leider nicht.
Die Straßen sind so still, als schliefe ich.
Dann kommt der Shuttlebus an, wie mein Schlaf,
Und was man morgens aus dem Flugzeug sieht,
Ist sicher Heimat, fremd wie der Cousin
Auf einer seltenen Familienfeier.
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Christophe Fricker
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