Gabriele Trinckler 
berliner luft 
da wo wachtürme standen         
durchschießt den städtischen 
thrombus im alten schulatlas 
eine kapillare unterm zeigefinger 
die roten händen auf der flucht 
keinen halt bieten wollte aber 
 
das preußische understatement 
der graffitigrenze haben spechte 
weggepickt und teuer an touristen 
verkauft wie die wunderkräftigen 
splitter vom kreuz jesu am ende 
war sie länger was bleibt 
 
in erinnerung eine irre 
idee: ostberlin roch anders 
nach rauchgas und den sofas 
alter omas als ob die mauer 
bis in den weltraum reichte um 
kapitalistische und sozialistische 
 
luft zu trennen ein katzensprung 
hinterm checkpoint charlie bei den 
invaliden dinosauriern und der 
polnischen madame butterfly hing 
der geruch noch sehr lang in den 
polstern des deutschen theaters
 
   
Gabriele Trinckler    01.11.2007    
 
 
 | 
 Gabriele Trinckler 
Lyrik 
  |