Karla Reimert
Olivenöl
Für Inger Christensen
So können wir einander
vor den Schatten der Worte werfen.
Wolkenlos der Himmel. Elternlos das Licht,
in dem wir beten. (Pressen und filtern)
Hell stehen die Blüten der Oliven. Voll Wellen,
beinahe von selbst
smaragdfarben leuchtende Kronen.
Du sagst: In jeder deiner Anwesenheiten
ist bereits alles. Alles ist
sichtbar. Denn es sei
das Licht, das sähe,
dass das Licht sieht, das
gesehen wird.
Stäbchen und Zäpfchen werden wir,
Töchter und Söhne, einzeln
verschiebbarer Pressen aus
Rotationsgeschwindigkeiten unserer Gebete.
Aber was heißt das: sehen. Das ist
Ja Menschensprache.
Nachts gehen wir ins Muttergestein,
fackeln Nischen aus, schaufeln
unsere Augenfarben in den schwarzen Stein.
Hier erst fallen wir uns selbst
Im Traum nicht mehr ein.
doch wer weiß
wie die Verwandlung
am besten verwaltet wird ...
Karla Reimert 19.04.2009
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Lyrik
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