Kathrin Schmidt
hamster ans herz
auf der sprachenbrache erinnerns hat die Dritte
Ausgesprochene Bewusstseinsbehörde
ihr zelt aufgeschlagen, das segeltuch salutiert schon
von weitem mit frisch gechlortem charisma, du schulterst
dein cruisergewicht, begibst dich ins premiumblau
der gealterten zeiten, doch was du siehst, zieht dir
die handschuhe aus: zwei glückliche händchen
im licht, zwei hirnfarnwedel auf abruf, ihr lauern
verträgt weder fingerringwechsel noch üble
gedächtnisprämissen, sie suchen die haut
nach taufrischem gegendruck ab, was sie finden,
ist mietwiderstand, dir gelingt, was soll sein,
ein pudding mit blutzuckerguß in stunden süßer boykotte
während du ißt, ordnet sich das chaos der großmutterknochen
komplett zum skelett, als sehnen und muskeln sich zeigen, dringen
synaptische schlingen zwischen die fasern, die masern
zeigen sich auf der langsam jünger werdenden haut, daran
war sie gestorben, bevor sie nun aufsteht und anzüge
bürstet, noch einmal begibst du dich mit behördlichem
segen auf raubzug ins kleinstadtgewöll, hebst deinen
früheren hamster ans herz und siehst aus dem fenster
Kathrin Schmidt 01.05.2009
|
Kathrin Schmidt
Lyrik
|