Martina Hefter – Archiv (2008)
Wir könnten hier wohnen
Nähe zentrale Umsteigestelle am Schlosspark,
Thuja und Tanne queren die Flugspur
des gesichtslosen Reiters,
wir sind gesegnet mit Grünspan;
Rosen, Quellhölzer, Harthölzer so
umwachsen Hotels einen Bahnhof –
wir sind von Parkgras bewohnt.
Yorkgebiet
Tapetenmuster: Kubus, Rhombus, Achteck –
jedes Gleichmaß erledigt sich von allein
wie der öde Jambus des Jägers.
Achtgeschosser, Achtender, Hirschblitze
zucken vorbei wenn die Sonne steil steht.
Und es trägt uns kein Moped und
die nächste Tankstelle ist weit.
Aber die Eschen schauen nach Flöha.
Alleen. Das stille
Offiziers Miteinander, rumpelnder Feldweg,
sei ruhig.
Bist so fein bestickt mit Vogelbeeren.
Hügel, Buschwindröschen, Bahndamm.
Ränder. Eschen. Rüschen, Füllzeug.
weder das York- noch sonst ein Pflanzgebiet
Straßen verflachen die Anflugswinkel,
Grassame, Löwenzahnschirm,
der Aufprall des Nüsschens
eine Mitte von der Hunde wegstieben,
eine einzelne Biene fährt hoch,
dann das alte, staunende Nachschauen –
ich war nie derart von Siedlung bewohnt.
Goldregen, Hartriegel, Schubkarren
werfen den Überschuss ab,
legen Grüntriebe zu Haufen
an den Straßenrand,
hier standen vor dreissig Jahren junge Birken,
jetzt größer als alle Schatten zusammen
in den Gärten, Schichten,
Sand, Scherben, darüber
Jungerde, dieses schnelle Leben, durchfiltert
von Wetter, Regen, Sonnenschein,
die Straße hangaufwärts, Grassame,
Löwenzahnschirm, die steilen Anflugswinkel,
ich bin bewohnbar von diesen Häusern
mit der Abprall-Fassade, Bienen
landen gegen sie an, oder Schmetterlinge,
das sonnendurchflutete Flügelausbreiten
auf einer Hauswand, wann habe ich das zuletzt
so gesehen, nicht in diesem Land jedenfalls.
Trau doch nicht dem Anblick
des übers Gras flitzenden Hundes
dort in dem Garten.
Tauben, Tapeten.
Märsche. Bachschlamm, Libelle.
Asbeste. Farne dringen ein
in jede Lunge
und die Wolken erst.
Schlieren. Vierspur.
Schlot und Hirsch und
Schlossteich. Kassberg.
Flachbau.
Die Straßen führen von der Bronzebüste fort.
Eine Schulter macht noch keinen Tauben-Landeplatz.
Erz und Quarz.
Bleibe bei uns
Herr Fabrikschlot.
immer über die Mitte hinaus
diese tauben Füße beim Ablaufen des Stadtplans
überall wo hier Tauben flogen will ich noch hin.
Hier rucken sie durch die Fußgängerzone wo einmal
keine Tauben mehr in einem kreisrunden Krater
bot kein Haus keiner Tapete keinem Hirschmuster
Schutz und würden wir wirklich hier wohnen
ehrliche echte Wohnende wir
weiß Gott könnten aus den Fenstern
vier Rückzugsgebiete für seltene Pflanzen
im Rund der Auffahrtsschleifen und dahinter die Ränder
des Feldwegs bei Flöha orange bestickt
mit Vogelbeeren ruhen lassen.
Archiv 25.03.2010 | Gedichte 2008
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- Aber die Eschen schauen nach Flöha.
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