Buch oder E-Book?
Micoroft setzt aufs E-Book:
Eine Frage, die zunehmend Brisanz zeigt: Wie lang wird es das Buch noch geben? Oder wird es dauerhaft neben den elektronischen Varianten Bestand haben? Jedenfalls bekommt AppleKonkurrenz.
300 Mio. Dollar investiert Microsoft in die größte US-Buchhandelskette Barnes & Noble. Der Buchhandel in den USA steht unter Druck, denn die elektronischen Bücher haben sich hier viel schneller ausgebreitet als in Europa. Die zweitgrößte Buchhandelskette Borders ist bereits pleite gegangen; auch Barnes & Noble schwächelt bei den gedruckten Büchern.
Und weiter?
Die Aktien der Buchhandelskette schnellten mit der Bekanntgabe um 70 Prozent nach oben. Gespannt sein darf man auf die Entwicklung in Europa und Deutschland. Dass Buchläden reihenweise schließen werden, darf man annehmen. Wie ist es aber mit jenem Buch, das als gestalteter Gegenstand seinen Wert hat und eine ästhetische Leistung darstellt?
Es geht ja – etwa bei Gedichten – nicht darum, die bloße Textmenge funktional zu erschließen, sondern im Lesen selbst einen künstlerischen Prozess mitzuvollziehen, der durch das Umblättern von Seiten, durch die stetige Übersicht über das Buch, durch die Konzentration auf eben dieses Substanzhafte bestimmt ist. Ein aufgeschlagenes Buch ist eben eine echte Einladung, weiterzulesen, mehr als ein elektronisches Lesezeichen in einem Gerät, das Tausende anderer Texte, Bilder und Videos enthält.
Es gibt die Fastfoodketten und den familiär geführten Italiener: So wird der Buchmarkt sich stärker polarisieren – hier die reine, schnell konsumierbare Leseware, die gut zum E-Book passt, dort der ästethische und künstlerische Mehrwert in einer Gestalt, die mir das Lesen einprägsamer macht. Menschen, die mit den elektronischen Medien aufwachsen, werden das Buch allerdings weniger vermissen als jene, die wesentliche Eindrücke bücherlesend gewonnen haben.