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Poesie Agenda 2013
Es geht heiter weiter
Kritik |
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Poesie Agenda 2013
Hrsg. Werner Bucher, Jolanda Fäh,
Virgilio Masciadri
orte-Verlag, Oberegg Al (CH)
ISBN 978-3-85830-167-3
256 Seiten, 10,- EUR
Das Buch beim Verlag
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Als ich dreizehn war, arbeitete der Schweizer Schriftsteller und Verleger Werner Bucher zusammen mit Jürgen Stelling an der ersten Ausgabe des Lyrik-Taschenkalenders „Poesie Agenda“. Vor wenigen Tagen ist für das Jahr 2013 die inzwischen 30. Ausgabe erschienen. Heute kümmern sich Werner Bucher, Jolanda Fäh und Virgilio Masciadri als hauptverantwortliche Redakteure um die Zusammenstellung des Kalenders, für den sie 180 Gedichte sowie zahlreiche Cartoons, Fotos und Zeitungsschnipsel zusammengetragen haben.
„Auf düstere Gedichte haben wir verzichtet“ schreiben die Herausgeber im Vorwort und skizzieren damit, wofür der Kalender seit Jahrzehnten steht: Humor, Esprit, Biss, Skurrilität, Leichtigkeit, Lebendigkeit und Vielfalt. Das sind die Zutaten, mit denen sie die Agenda Jahr für Jahr zubereiten. Kein Geheimrezept, aber eine einzigartige Mischung, die ihnen im deutschen Sprachraum bislang niemand nachgemacht hat. Und ein Geheimtipp, denn im Gegensatz zum beispielsweise von Michael Braun herausgegebenen Lyrikkalender, dessen Gedichte (mit divergentem inhaltlichem Ansatz) jahrelang öffentlichkeitswirksam durch den Deutschlandfunk verbreitet wurden, sind die Verkaufszahlen des Schweizer Kalenders vergleichsweise verhalten geblieben. Umso mehr ist die Ausdauer zu bewundern, mit der Werner Bucher durch seine Agenda, die Zeitschrift „orte“ und zahlreiche Buchpublikationen, von seinem etwa 1.050 Meter hoch gelegenen Verlagshaus „Wirtschaft Rütegg“ aus die Literaturlandschaft seit Jahrzenten bereichert.
Das Gegenteil von Langeweile
Auch im kommenden Jahr ist „Poesie Agenda“ wieder ein praktischer und kurzweiliger Begleiter im Hemdentaschenformat, der den Alltag poetisch aufhellt. Ein analoger Widersacher der Schnelllebigkeit, der in Zeiten, in denen Termine überwiegend via iPhone oder Lotus-Notes festgehalten werden, zur Entschleunigung und Rückbesinnung auf das Wesentliche einlädt. Eine Buchpublikation, die es nur in gedruckter Form geben kann und in einem „Kindle“ so deplatziert wirken würde wie ein PKW auf dem Führerhaus eines Binnenschiffs.
„Poesie Agenda“ ist das Gegenteil von Langeweile. Der Kalender aus dem Appenzeller Bergland dürfte auch Lesern liegen, die das, was sie lesen, verstehen wollen und vor Gedichtbänden oder Gedicht- Anthologien ansonsten zurückschrecken, weil sie kryptische Feinstaublyrik zwischen den Buchdeckeln vermuten. „Poesie Agenda“ wird auch 2013 die Lyrikwelt wieder bereichern. Wenn es sie nicht schon gäbe, müsste sie dringend erfunden werden.
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