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Christian Schloyer
BLUMENFRESSER- Editorial
Editorial |
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Ein Editorial? Und das an dieser Stelle, exterritorial gewissermaßen, außerhalb der Zeitschrift, die in diesem Fall Blumenfresser heißt? Ja, richtig. Christian Schloyer bringt in seinem Editorial nämlich auf den Punkt, was das Zeitschriftenmachen heute für Literaten bedeutet, welche Aufgaben Literaturzmagazine überhaupt noch haben können, wenn sie nicht ohnehin im Internetzeitalter anachronistisch sind. Ist das Ansinnen „Literaturzeitschrift“, wie Christian Schloyer meint, „schlichtweg wahn- und unsinnig“? Mit dem ersteren könnte man sich abfinden. Aber drehen wir es dialektisch, was das Unsinnige angeht: Wahrhaft unsinnig und geradezu unverantwortlich wäre es, keine Literaturzeitschriften zu machen.
a.h.
Achtung: Dieses Heft ist für Leser ungeeignet!
Eines der wirtschaftlich unsinnigsten Dinge ist sicherlich die Herausgabe einer Literaturzeitschrift. Wenn man etwas Unsinniges tut, etwas völlig Unwirtschaftliches und daher schlichtweg Wahnsinniges, ist man permanent mit der Überlegung konfrontiert, warum man eben dies tue und was man sich davon verspreche.
Auf der Suche nach Antworten gerät man in Versuchung, die eigene Rolle bei der Entdeckung und Förderung literarischer Talente herausstreichen zu wollen. Ob wir einmal einem unbekannten Autor den Weg zum Nobelpreis ebnen werden? Literaturzeitschriften existieren bestenfalls im Kontext eines Nischenmarktes für Freaks, sie bilden geradezu einen antiökonomischen Nicht-Markt. Fördern können wir unsere Autorinnen und Autoren finanziell schon mal gar nicht; wie bei den allermeisten Zeitschriften und Magazinen dieser Art gibt es auch beim BLUMENFRESSER leider kein Honorar. Und was die Währung „Aufmerksamkeit“ angeht, so skaliert unsere Bedeutung vollständig mit der Winzigkeit des Marktes, um den es hier geht: Ein Markt, der sich beinahe ausschließlich innerhalb der (jüngeren bzw. weniger etablierten) „Literatenszene“ abspielt.
Es ist nicht zu vermuten, dass auch nur eine einzige Literaturzeitschrift mehr als 50 Leser hätte, wenn sie auf Leser angewiesen wäre, die nichts anderes als Lesende um des Lesens Willen sind. Vielmehr sind Literaturzeitschriften Baupläne für die Hobbybastler der Sprache, die „selber auch schreiben“ und sich gerne mal eben ein paar Strickmuster abschauen möchten bei denen, die momentan (und nicht selten nur vorübergehend) als veröffentlichungswürdig gelten.
Der häufigste Gedanke des Lesers einer Literaturzeitschrift dürfte der sein: „Das kann ich doch auch!“ Das korreliert damit, dass wohl ausnahmslos jede Literaturzeitschrift im Laufe ihrer Existenz mehr potentielle Autoren ansammelt als Leser. Es muss nicht gesagt werden, dass sich die allermeisten Texteinsendungen dabei eben nicht für eine literarische Veröffentlichung eignen, geschweige denn den Geschmack der Redaktion(en) treffen – auch das ist beim BLUMENFRESSER nicht anders. Mit anderen Worten: Die wesentliche Funktion einer Literaturzeitschrift scheint darin zu bestehen, (stillschweigende oder – wenn es die Zeit erlaubt – formulierte) Absagen zu produzieren und damit ausgerechnet diejenigen Menschen zu kränken, die den einzig möglichen Leserkreis bilden.
Literaturzeitschriften sind folglich auf keiner Ebene auch nur irgendwie zu rechtfertigen. Sie sind schlichtweg wahn- und unsinnig. Der BLUMENFRESSER möchte hier nach besten Kräften keine Ausnahme bilden.
Die schöne Seite dieses Wahns ist (wie bei vielen psychotischen Zuständen) eine grenzenlose Euphorie. Der Versuch, diese Euphorie zu rechtfertigen, müsste den Platz der gesamten Zeitschrift für sich beanspruchen. Und genau dies tun die nachfolgenden Texte.
Neben den BLUMENFRESSER-Ausgaben 109 und 211 (Ausgabe 1, 2009 und 2, 2011) – letzterer ist dieses Editorial entnommen – gibt es inzwischen eine Nr. 312. Die aktuelle Ausgabe mit einer recht kleinen Auflage von 300 Stück weist einen Comic- bzw. Grafikschwerpunkt auf und ist, ganz im Geiste des obigen Textes „ Rechnerischer Wahnsinn, eigentlich. Das Cover hat der Künstlerische Leiter dieser Ausgabe – Michael Jordan – per Hand in seiner eigenen Siebdruckwerkstatt gedruckt.“ Dass bei diesem Aufwand die Druckkosten nicht über den Verkaufspreis gedeckt werden können, überrascht nicht.
Umso überraschender der Inhalt: „ Wir haben Autoren und Comiczeichner gemeinsam zum Thema ›Arten‹ arbeiten lassen. Herausgekommen ist ein konzentriertes, bildreiches Heft mit Beiträgen von Aisha Franz, Crauss, Jennifer de Negri, Nina Delante, diceindustries, Karin Fellner, Jul Gordon, Simon Häussle, Marius Hulpe, Michael Jordan, Helmut Kaplan, Christine Marendon, Andreas Neuner, Frank Ruf, Leonhard F. Seidl, Katharina Stooß, Edda Strobl, Ron Winkler, Dan Wirén, Heinz Wolf.“
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Christian Schloyer
Lyrik
JUMP 'N RUN
die trüffel sind gefallen
nichts als verpuppung
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