Jinn Pogy
Orapfelziban. Nach Schluss der Lieder und ein dumpfes Summen im Apparat: die
Sehnsucht nach unverwechselbarem Geschmack. Nach nachklingendem Aroma. In
Sicht: eine Orange, ein roter Apfel mit knisterndem Blatt, eine halbe Zitrone und eine
Banane. Die Banane ist braun, ihr Stiel ist schwarz. Die Schnittfläche der Zitrone ist
trocken. Das gelbe Fruchtfleisch, in blinde Seide eingeschlagen. Wundbrand: Der
Apfel hat eine Delle und die Orange ist platt an der Seite, auf der sie liegen musste. Im
Kühlschrank ein konservierter Käseklotz, ein leeres Glas Pesto, eine Milchpackung
mit überschrittenem Verfallsdatum. Ist es schon wieder soweit? Jemand könnte mal
den Boden wischen. Die Krümel flüchten an die nackte Haut. Woanders ein
ungemachtes Bett: Graben im Kopfkissen. Eine Packung Zigaretten und ein
luftgetrockneter Rotweinrest. Hinter Tapeten: andere Tapeten, Tapeten, die
irgendwann einmal sehr moderne Tapeten waren, und hinter den Tapeten: Putz, den
irgendeiner, sicher irgendeines Weibes Mann, auf die rissige Wand aufgetragen hat.
Mit den harten nackten Händen und Schweiß unterm Hemd. Ein Fernradio, es brennt
drüben noch Licht, ein fast vergessener Filmsong raunt über die Dächer: Reality. Eine
andere Küche, ein anderer, der seine Früchte prüft. Der auf seinem gewohnten
Dreibein trohnt, ein mattes Obstmesser in der einen, eine Zigarette in der hängenden
Hand. Es hilft auch nicht, das Fenster zu schließen. Die Stadt rauscht im Außen Fort.
Und innen: keines Wegs Sicherheitsgurte.
|
Jinn Pogy
Lyrik
Texte
|