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Joachim Sartorius
DIANA
Was hat sie ihm erlaubt zu sehen,
bevor er verwandelt wurde? Den Fuß,
den weißen Knöchel, den Rücken
und die Brust? Was sieht man,
wenn man sieht? Ich habe die Sichel
in ihrem Haar gesehen. Ich habe
den Rücken der Welt im Wasser gesehen,
ich habe das Wasser geschändet, die schnelle,
wahnsinnige Furt. Ich habe das Licht
vom Licht unterschieden.

   Danach ist nichts.
   
   Die Bienen schweigen,
die Vögel, die  vorbeiziehenden Wolken.
Als schaue die Welt auf meine Rute
im Wasser. Habe ich etwas gesehen?
Mein Fell nimmt den Wind auf,
sträubt sich. Ich rieche den Ort,
wo sie war, wo sie den weißen Fuß
ins Wasser tauchte, ich schabe
der Birke die Haut ab, das Licht.
Meine Hufe versinken im Schlamm.

 

Joachim Sartorius    24.04.2009    

Joachim Sartorius
Lyrik