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Julia Dathe
Markttag


Meine Fingernägel waren Messerchen und jeder Finger begann um sich selbst zu rotieren. Ich streckte meine Arme von mir. Ich begann zu wirbeln. Pirouetten und Headspins im wilden Wechsel. Meine furiosen Fingernägel zerstörten alles. Ich zerfetzte Kürbisse, Kartoffeln, die letzten Erdbeeren, die ersten Maronen, Pferderouladen und Steinbeißerfilets, pürierte Oliven und eingelegte Paprika, mischte den Teestand neu durch, schnitt Blumen und Birnen und Fenchelsalami, schleuderte Pflastersteine auf, raspelte leere Orangenstiegen zu Kleinholz, Sanddornlikör mischte sich mit Apfelsaft, Sauerkraut wurde zu Brei, Kräuter gab es gleich fertig gehackt. Als ich mich Molkereiauto drehte, gerieten meine Hände an die Sahneflaschen und meine Finger verklebten mit Butter. Ich kam zur Ruhe. Ich atmete aus und schüttelte von meinem Kopf Pfefferkörner und Lorbeerblätter. Man gab mir ein Brot, an dem ich meine Finger abstreichen konnte. Dieses Brot und Menschen waren nicht zu Schaden gekommen.
Julia Dathe   09.07.2010    
Julia Dathe
Prosa
Lyrik